Vorwort zu den Tests am Knie

Hier beschäftigen wir uns mit einigen spezifischen und sensitiven Tests, um die Diagnose (oder den Befund) abzusichern. Die weiterführenden Tests am Knie werden im SFT- Konzept gegliedert in:

 

1. Orientierende Tests, Funktionstests

2. Patellare Tests + Plica-Tests

3. Meniskus-Tests

4. Stabilitätstests

Allgemein: Differenzierung Schwellung

 

Auf dem Befundbogen „Knie“ werden diese erneut erscheinen. Des Weiteren werden auf dem zweiseitigen Befundbogen die MSU-Schnittebenen, sowie die

Übersicht der häufigsten Pathologien, inklusive der FDM-Diagnosen aufgeführt.

Es werden von den Tests und MSU-Schnittebenen jeweils nur diejenigen ausgewählt und durchgeführt, deren Testaussage, die vorliegende Fragestellung beantwortet.

 

Vorgehen einer Untersuchung:

Der Patient kommt in die Sprechstunde (oder Erstbehandlung). Der Arzt oder Heilpraktiker möchte eine treffende Diagnose erzielen, der Therapeut (Physio-, Osteopath, Masseur, Ergo- etc.) einen konkreten Befund. Aus dem Anamnesegespräch ergeben sich zunächst etwaige „Red flags“ oder „Yellow flags“ für eine Therapie oder für spezifische Tests. Nach Sondierung und Hinweisen aus der Anamnese werden dann die orientierenden Tests durchgeführt. Hieraus wiederum ergeben sich spezifische Fragestellungen. Der Untersucher entscheidet an dieser Stelle, ob er erst weiterführende, klinische Tests einsetzt, oder zunächst die MSU-Bildgebung verwendet (z.B. bei Fragestellung in der Region 4). Oft findet an dieser Stelle der Übergang von einer Hypothese zu einer Diagnose (Befund) statt. Ggfs. wird nun noch das fehlende Mittel eingesetzt (klinische Tests, MSU).

Das Ziel sollte sein, an dieser Stelle einen konkreten Behandlungsansatz gefunden zu haben. Je nach Aussagekraft der Tests und Bildgebung, kann es durchaus noch ein hypothetischer Ansatz sein, der erst durch einige therapeutische Maßnahmen bewiesen werden kann. Oft ergibt sich erfahrungsgemäß schon ein genaues diagnostisches Bild.

Ergibt sich bei diesem Procedere jedoch noch kein konkreter Behandlungsansatz, so sollte ein Facharzt eingeschaltet werden. Dieser kann seine Erfahrung auf dem speziellen Gebiet in die Waagschale werfen und bei Bedarf weiterführende Diagnostik (evtl. Bildgebung) einleiten.

 

Tests/ Übersicht:

(orientierende Quellen: Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln, Klaus und Johannes Buckup/Thieme Verlag, „Der geübte Griff“ (Ärztekammer Hamburg))

 

1. Orientierende Tests, Funktionstests:

 

1.1. Stand, Einbeinstand

1.2. Kniebeuge und „tiefste Hocke“

1.3. Gangbild/ ggfs. Laufbild

1.4. Temperaturvergleich, Palpationspunkte, Tanzende Patella

  

2. Patellare Tests:

Stellungsanalyse (z.B. Alta/hoch, Baja/tief, Lateralisata/außen) , Q-Winkel (SIAS, Patella, Tuberositas Tibia)

 

2.1. mediolaterales Gleiten

2.2. Zohlen-Zeichen, moderat pressen, spannen

2.3. Krepitationsgeräusche, vorher einige Kniebeugen (Ausschalten von physiolog. Knacken), Untersucher hockt vor dem Patienten

2.4. Apprehension Test: Patella nach lateral drücken, dann Flexion

2.5. McConell-Test: Bank-Sitz (30,60,90°) Patella medialisieren/ =Entlastung

 

Plica-Tests:

 

2.6. Mediopatellarer Plica-Test: RL und 30° Flexion- Knierolle, Untersucher drückt die Patella nach medial, Schmerzen sind anteriomedial zu erwarten (Plica „klemmt“)

 

2.7. Hughston-Plica-Test:

RL /Untersucher drückt Patella nach medial,  andere Hand an Ferse mit IR im US und Flex/Ext im Knie- Palpationsfinger am medialen Condylus

 

3. Meniskus-Tests: Symptome: Schmerzen am Gelenkspalt, Verlust Flexion/Extension, Schwellung, Blockierung, Krepitation

 

3.1. Apley-Test

a) Distraktion mit IR/AR

b) Kompression mit IR/AR

 

3.2. Wirth: wie Apley b) mit folgender Extension

3.3. Thessaly-Test: Stand in 5°/20° Flex, dann dreimal IR/AR

3.4. Payr-Zeichen: Schneidersitz (IM- HH)

3.5. Payr-Test: 

a) RL, max. Flex/ US in AR, dann Add zur gegenüberliegenden Hüfte (IM-HH)

b) IR und Abduktion (AM-HH)

 

3.6. Steinmann 1: RL forcierte Rotations-BW in verschiedenen Winkeln

       Steinmann 2: RL (IR/AR- dann Flexion und Kompression)

 

4. Stabilitätstests:

Bandstabilität: 0-5mm/+  und 5-10mm/++ und 10mm und mehr/+++

 

Kollateralbänder:

4.1. Innenband- Valgusstresstest in 20° Flexion (isoliert IB), in Extension zudem HKB und posteriore Kapsel

4.2. Außenband –Varusstresstest in 20° Flex (isoliert AB), in Extension zudem VKB und M. popliteus

 

Kreuzbänder-Tests:

4.3. Lachmann-Test: 15-30° Flexion, dazu US in AR –Zug dorsomedial- akute Fälle

4.4. stabiler Lachmann-Test: PT Knie unter OS des Patienten

4.5. vordere Schublade in 90° Flexion: US neutral/IR/AR bei chronischen Instabilitäten

4.6. hintere Schublade in 90° Flexion (auch in Lachmann-Stellung möglich)

4.7. weicher posterolateraler Schubladentest, hintere Schublade im Sitz auf der Bank

 

Allgemein: Differenzierung Schwellung/ orientierende Muskeltests/ Fortgeleiteter Schmerz (LBH; Neurologie) / Schmerzmechanismen

 Detaillierte Erläuterung der Tests aus der Übersicht

 

1. Orientierende Tests, Funktionstests:

 

1.1. Einbeinstand

 

Der Einbeinstand kann verwendet werden, um die Standsicherheit und Balance zu testen, aber auch um die Belastungsübernahme des Gewichtes auf ein Bein zu überprüfen. „Kniepatienten“ mit wenig ausgeprägter Standsicherheit können sich zunächst mit einem leichten Hand- oder Fingerkontakt an der Wand, dem Türgriff oder an ihrer Stütze festhalten. Zunächst werden die Fußgewölbe betrachtet und die Patienten bekommen die Aufforderung, das Festhalten langsam zu lösen. Oft zeigen sich in diesen Momenten die Defizite der Fußstatik, was auch in die Knieanalyse einbezogen werden soll.

Bei einem Instabilitätsgefühl wird der Patient befragt, in welcher Region er sich unsicher fühlt (Fuß, Knie, Hüfte?). Eine Instabilitätsgestik kann beispielsweise ein beidhändiges Umfassen des Kniegelenkes sein.

 

1.2. Kniebeuge, „tiefste Hocke“

 

Die zweite orientierende Untersuchung ist die Kniebeuge-Bewegung. Sowohl bei Fuß-, wie auch bei Knie- und zum Teil Hüft- und Rückenpatienten, können hier pathologische Bewegungsmuster entdeckt werden.

Bei Fragestellungen am Knie sollte die tiefste Hocke eingenommen werden, weil insbesondere intraartikuläre Probleme sich manchmal erst endgradig zeigen. Einschränkend können ebenfalls die Wadenmuskulatur, arthrotische Gelenkveränderungen, sowie bewegungshemmende Schmerzen sein. Die hohe Beteiligung der benachbarten Gelenke muss dabei berücksichtigt werden und verhindert eventuell auch die Durchführbarkeit in Bezug auf die Fragestellung. Der Patient kann bei der Kniebeuge den schmerzhaften Bereich oft schon eingrenzen.

 

1.3. Gangbild/ Laufbild

 

In vielen Fällen genügt eine einfache Ganganalyse. Bei Sportlern ohne laufspezifische „Red flags“ ist eine Laufanalyse (Flur, Laufband) unerlässlich.

Es empfiehlt sich das Laufen auf dem Flur (oder draußen) von hinten, vorne und der Seite zu betrachten. Es sollte mit und ohne Laufschuh (Sportschuh) differenziert werden. Alternativ, oder auch zusätzlich, kann eine Begutachtung auf dem Laufband erfolgen.

Für Probanden, die niemals zuvor auf einem Laufband waren, sollte zunächst ein fünfminütiges Gehtraining mit verschiedenen Anforderungen auf dem Band erfolgen. Das Laufen gestaltet sich zunächst unphysiologisch, da der Boden unter dem Läufer wegläuft. Nach einer kurzen Adaptionsphase hat der Proband sich daran aber meist gewöhnt. Gangunsichere Personen halten sich am Geländer fest oder führen den Handrücken von innen an das Geländer (oft genügt das schon).

Beim Gehen und Laufen betrachtet der Untersucher zunächst wieder die Fußgewölbe.

So hat die häufig sichtbare Überpronation eine Achsabweichung im Kniegelenk zur Folge, genau wie eine ausgeprägte Innenrotation des Hüftgelenkes. Es versteht sich, dass die Analyse immer den ganzen Bewegungsablauf umfassen soll.

 

1.4. Temperaturvergleich, Palpationspunkte, Tanzende Patella

 

a) regionale Temperatur im Seitenvergleich

Beurteilung: positiv bei erhöhter Hauttemperatur über der schmerzhaften Region

 

b) Palpationspunkte („Anatomie in vivo“)

Beurteilung: positiv bei reproduziertem Schmerz

 

c) Tanzende Patella

Beurteilung: positiv bei vergrößertem Bewegungsspiel in der Sagittalebene 

 

2. Patellare Tests:

 

2.1. mediolaterales Gleiten

Patella-Glide-Test/Norm:

Teilt man den Patella-Querdurchmesser in vier Viertel, so lässt sich die Patella in Streckposition des Knies, zu ein bis zwei Vierteln nach medial, lateral, cranial, caudal parallel verschieben (Shift), ohne dabei wesentlich zu verkippen (Tilt).

Der Proband liegt auf der Therapieliege und der Untersucher umfasst die Patella mit Daumen und Zeigefinger beider Hände. Die Patella wird nun zunächst medial und dann lateral über die entsprechende Femurcondyle geschoben. Der überstehende Patellarbereich kann von der Rückseite palpiert werden.

Der Test kann auch mit aktiver Spannung vom M. quadriceps femoris durchgeführt und so die Stabilität der Patella überprüft werden.

Ist eine einseitige Verstärkung der Patellarbeweglichkeit auffällig, so kann auf einen lockeren Bandapparat (Haltebänder der Patella, z.B. MPFL) geschlossen werden.

Es kann dabei Hypo- oder Hypermobilität vorliegen. Krepitationsgeräusche oder Reibegefühle können als Zeichen von Chondropathie oder retropatellarer Arthrose gesehen werden.

Bedenke: Normvarianten der Patella und Trochlea (siehe "Pathologien der Patella/FEW").

2.2. Zohlen-Zeichen (moderat pressen + anspannen)

 

Der Proband liegt auf der Therapieliege und streckt die Beine. Der Untersucher drückt die Patella von cranial sanft in das femorale Gleitlager. Er registriert, ob dies schon zu einem etwaigen Unbehagen führt.

In gesteigerter Form kann der Proband nun aufgefordert werden, die Kniestrecker zu aktivieren, während der Untersucher seinen Druck aufrecht erhält.

Bei einer vorliegenden Retropatellararthrose kann dieser Test extrem schmerzhaft ausfallen. Aus diesem Grund sollte er sehr sanft gesteigert und mit Vorsicht ausgeführt werden. SFT empfiehlt generell Provokationstests minimalprovokativ auszuführen. 

Der Test soll helfen die Fragestellung zu klären, ohne die Struktur weiter zu schädigen!

 

 

Um die retropatellaren Defekte zu lokalisieren kann der Test in 30°, 60° und 90° wiederholt werden.

2.3. Krepitationsgeräusche

Der Untersucher hockt vor dem Patienten mit seinem Ohr auf Höhe der Kniegelenke des Patienten. Die Hand liegt locker zur Palpation auf dem Knie.

Der Patient wird nun aufgefordert zehn Kniebeugen zu machen. Die ersten drei Kniebeugen werden nicht bewertet. Kommt es danach zu einer Geräuschbildung (Knirschen), so kann auf einen retropatellaren Knorpelschaden geschlossen werden.

Dieser Test könnte auch den orientierenden Tests oder Funktionstests zugeordnet werden. 

2.4. Apprehension Test nach Fairbank (Smilie-Test)

 

Der Proband liegt auf der Therapieliege und streckt beide Beine. Die knieumgebende Muskulatur soll dabei möglichst entspannt sein. Nun schiebt der Untersucher die Patella langsam nach lateral. Jetzt wird der Patient aufgefordert das Knie zunehmend zu flektieren.

Lag in der Vergangenheit eine Patellaluxation vor, so kann der Patient mit Angst und Gegenspannung reagieren. Ebenso können Schmerzen auftreten.

 

(„Luxationsprovokation“)

2.5. McConell-Test: 90°/60/30°

 

Beim McConell-Test sitzt der Proband auf der Therapieliege und winkelt seine Beine zunächst 90°, dann 60° und zuletzt 30° an. Während der verschiedenen Beugewinkeln, übt der Untersucher einen isometrischen Widerstand gegen den Unterschenkel des Probanden aus. Dieser wird gleichermaßen aufgefordert die Streckspannung zu halten (=Isometrie).

In dieser Halteposition kann der Untersucher die Patella nach medial verschieben, falls der Proband während der Isometrie über retropatellare Schmerzen klagt. Kommt es zu einer Schmerzabnahme wurde eine Position gefunden, in der der retropatellare Anpressdruck reduziert werden kann.

Aus diesem Test können sich gute Therapieansätze ergeben (nach McConell, SFT modifiziert).

 

SFT führt den Test auch an der Funktionsstemme (Beinpresse) in der MTT aus. Während der dynamischen Flexion/ Extension können die Untersucherfinger verschiedene Stellungen der Patella vorgeben. Wird eine schmerzfreie Position gefunden, kann mit Hilfe von Tapeverbänden (kein Kinesiotape, sondern sehr stabiles Tape) eine Korrektur der Kniescheibe vorgenommen und in dieser schmerzfrei trainiert werden. Das Ganze wird von manueller Therapie und Dehnübungen begleitet.

Der Druck der Patella soll eine sofort spürbare Entlastung hervorrufen. Oft genügt dafür ein Druck von lateral nach medial. Manchmal kann die mediale Patellafacette mit dem Daumenballen leicht in Richtung Femur gedrückt werden, wodurch sich die laterale (oft mehr belastete) Patellafacette entlasten lässt. Auch diese Position könnte später für das Training mit einem Tape eingestellt werden („McConell-Tape“).

 

Ergänzende Plica-Tests: Aufgrund der großen Normvariabilität der Plica ist die Aussagekraft dieser Tests umstritten. Für SFT spielt die biomechanische Stellung der Patella in diesem Zusammenhang eine Rolle (Beurteilung der Beinachsen und der Patella). Liegen keine chondralen Defekte der medialen Patellafacette vor, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Plica-induzierten Symptomatik.

 

2.6. Mediopatellarer Plica-Test

Der Proband liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Das zu untersuchende Bein befindet sich in 30° Flexion.

Nun drückt der Untersucher die Patella passiv nach medial, stabilisiert diese mit der einen Hand in dieser Stellung (Umgreifen) und drückt die Patella medial in Richtung Femur. Darauf wird der Patient aufgefordert den Oberschenkel leicht anzuspannen.

Auftretende anteriomediale Schmerzen deuten auf ein Plica-Syndrom hin.

Die Plica tritt dabei zwischen Patellafacette und Femurcondyle.

2.7. Hughston-Plica-Test

 

Der Proband liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Der Untersucher umgreift das Kniegelenk und drückt mit seinem Daumen die Patella nach medial. Die anderen Hand umfasst den Unterschenkel und dreht diesen auswärts. Während die Langfinger am Knie den medialen Condylus tasten wird das Knie in Flexion und Extension geführt.

Beurteilung: Schmerz- und tastbares Springen kann als Plica-Syndrom gedeutet werden.

 

3. Meniskus-Tests:

 

3.1. Apley-Test

Der Proband liegt in Bauchlage auf der Therapieliege. Der Untersucher fixiert den Oberschenkel des Probanden mit seinem Knie (ein Kissen kann zur Druckreduktion dazwischen gelegt werden).

Jetzt rotiert der Untersucher den Unterschenkel des Probanden ein- und auswärts (IR/AR). Dieses wiederholt er einmal mit Druck und dann mit Zug.

 

Schmerzen unter Druck sprechen für einen Meniskusschaden, unter Zug für einen Kapsel-/ Bandschaden.

Anmerkung SFT: Im FDM ist beides ein Test für die sogenannte Faltdistorsion („Faltfaszie“/Kapsel)

Schmerzen bei IR: eher Außenmeniskus (Kompression), lateraler Kapsel-, Bandapparat (Traktion)

Schmerzen bei AR: eher Innenmeniskus (Kompression), medialer Kapsel-, Bandapparat (Traktion)

 

(Bilder: Kapsel-Bandapparat = KBA) 

Bild oben: Druck mit AR (IM)                    Bild oben: Druck mit IR (AM)

 

Bild unten: Zug mit AR (med. KBA)          Bild unten: Zug mit IR (lat. KBA)

Ausnahmen: bei straffem Kapsel-, Bandapparat kein Außenmeniskus- Hinterhorn testbar (geringe IR)

Bei Scheibenmenisken oder Cysten kann es zu Schnappphänomenen kommen.

 

3.2. Modifikation des Drucktests 3.1. nach Wirth

 

Das Knie wird in der identischen Lage von 3.1. in Rotationsstellung fixiert (Traktion, Kompression). Aus der Flexion heraus wird das Knie dabei in die Extension geführt

3.3. Thessaly-Test:

Der Test findet im einbeinigen Barfußstand statt. Der Untersucher reicht dem Probanden die Hände zur Stabilisation. Der Proband hat die Arme so weit gestreckt, dass er sich nicht durch Druck entlasten kann.

 

Der Test wird in zwei Winkelgraden ausgeführt: 5° und 20° Flexion

Der Proband dreht nun jeweils dreimal den Oberkörper gegen den fixierten Unterschenkel einwärts und auswärts.

In 20° Flexion konnte eine hohe Spezifität nachgewiesen werden.

 

Ipsilaterale Schmerzen entlang des Gelenkspaltes weisen auf eine Läsion des dortigen Meniskus hin. Es kann zum Schnappen und Blockieren kommen (auch Meniskuszeichen).

 

3.4. Payr-Zeichen:

 

Der Patient sitzt im Schneidersitz. In dieser Stellung erzeugt der Untersucher einen intermittierenden Druck auf die flektierten, außenrotierten Kniegelenke.

Treten Schmerzen am medialen Gelenkspalt auf, so liegt vermutlich eine Hinterhornläsion des Innenmeniskus vor. Durch das leichte Wippen zieht sich der lädierte Meniskus in das Gelenk hinein und springt wieder hervor.

3.5. Payr-Test:

 

Beim Payr-Test sollen die Hinterhorn Bereiche von Innen- und Außenmeniskus beurteilt werden.

Der Proband liegt auf der Therapieliege und stellt das zu untersuchende Bein auf. Der Untersucher greift sich das Sprunggelenk und mit der anderen Hand palpiert er zunächst den medialen Gelenkspalt.

Nun führt er das Knie:

 

a) in endgradige Flexion,

b) den Unterschenkel in Außenrotation und

c) unter Varusstress in leichte Adduktion

 

Beurteilung: dorsomedialer Schmerz lässt eine Hinterhornläsion des Innenmeniskus vermuten

Für das Hinterhorn vom Außenmeniskus kombiniert der Untersucher:

 

a) endgradige Flexion

b) Unterschenkel in Innenrotation

c) Valgusstress mit Abduktion

 

Beurteilung: dorsolateraler Schmerz lässt eine Hinterhornläsion des Außenmeniskus vermuten

 

3.6. Steinmann-1-Zeichen:

 

Der Proband liegt auf dem Rücken und der Untersucher umgreift mit einer Hand den Unterschenkel, während die zweite Hand das Knie fixiert.

Nun führt der Untersucher forcierte Rotationsbewegungen gegen das fixierte Knie durch.

Schmerzen bei Innenrotation zeigen Außenmeniskusverletzungen an und Schmerzen bei Außenrotation sind ein Indiz für Innenmeniskusläsionen.

Der Test wird zur Lokalisation des Defektes in verschiedenen Flexions-Winkelgraden ausgeübt.

4. Stabilitätstests:

Bandstabilität: 0-5mm (+),  5-10mm (++) , 10mm und mehr (+++)

 

4.1. Kollateralbänder /1. Ligamentum collaterale mediale (Valgusstress)

 

4.2. Kollateralbänder /2. Ligamentum collaterale laterale (Varusstress)

 

Beide Tests können kombiniert ausgeführt werden. Der Proband liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Der Untersucher umgreift das randständige Bein mit beiden Händen am Tibiakopf und legt seine Palpationsfinger auf die Gelenkspalte. Der Unterschenkel wird dabei zwischen Oberarm und Taille gut fixiert. Aus dieser Position kann der Untersucher Stress auf das Innenband, (Valgus), sowie das Außenband ausüben (Varus). Die Palpationsfinger nehmen dabei ein Aufklaffen im Gelenkspalt wahr.

Zunächst in 0° Extension/Flexion, dann 20° Flexion (isolierter Test)

 

Merke: Bei Innenbandruptur kommt es in 0°-Stellung nicht zum Aufklaffen, solange die dorsomediale Kapsel und das hintere Kreuzband intakt sind.

 

In 20°-Stellung ist der Kapselanteil entspannt, so dass hier der isolierte Innenbandtest erfolgt.

Bei einer Außenbandruptur wirken in 0°-Stellung das vordere Kreuzband und der M. popliteus stabilisierend.

 

Verschiedene Griffvarianten sind möglich: 

Kreuzbänder-Tests:

 

4.3. Lachmann-Test (vorderes Kreuzband)

Der Proband liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Das zu untersuchende Kniegelenk ist in 15-30° Flexion eingestellt (wichtige Stabilisationsfunktion).

Der Unterschenkel ist leicht außenrotiert. Der Untersucher umgreift mit der caudalen Hand den Unterschenkel zangenförmig und fixiert mit der cranialen Hand den ventralen Oberschenkel.

Jetzt schiebt der Untersucher den Unterschenkel von der dorsomedialen Seite aus nach ventral (vordere Schublade).

 

Fester Anschlag: Stabilität des vorderen Kreuzbandes vorhanden.

 

Norm: bis 3mm, bis 5mm (+), 5-10mm (++), >10mm (+++)

 

Kein fester Anschlag+ weites Bewegungsspiel:  Ruptur wahrscheinlich

Der Test erfolgt im Seitenvergleich, wegen etwaiger anlagebedingter Hyperlaxitäten.

Falsch negatives Ergebnis: Bei Blockierungen der Translation infolge von Osteophyten oder Meniskusblockierung besteht eine scheinbare Stabilität.

 

Im MRT kommt es zu falsch negativen Befunden, wenn die inneren Fasern gerissen sind, aber die Hülle intakt blieb!

 

4.4. stabiler Lachmann-Test

Der Proband liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Der Oberschenkel des Patienten wird auf das Knie des Untersuchers gelegt. Ansonsten wird das Vorgehen des Lachmann-Test ausgeführt.

 

Vorteil: Bei kleiner Untersucher-Hand und korpulentem Patienten liegt eine bessere Verhältnismäßigkeit vor. Der Proband kann sein Bein zudem nicht aktiv verändern.

4.5. Vorderer Schubladentest in 90° Knieflexion (vorderes Kreuzband)

 

Der Patient liegt in Rückenlage auf der Therapieliege, wobei das Kniegelenk sich in 90° und die Hüfte in 45° Flexion befindet.

Der Untersucher sitzt mit dem Gesäß leicht auf dem Fuß des Probanden, so dass dieser fixiert ist. Es können verschiedene Rotationstellungen eingenommen werden. In Außenrotation wird die anterio-mediale Stabilität und in Innenrotation die anterio-laterale Stabilität getestet.

Damit der Patient das Bein entspannt, kann der Untersucher das Knie vorab mehrmals leicht nach innen und außen schaukeln und seinen Stabilitätszug dann für den Patienten unvorbereitet ausführen (Reduktion der Gegenspannung).

Dieser Test eignet sich insbesondere für chronische Instabilitäten oder zur subakuten, posttraumatischen Überprüfung.

Bei einem akut posttraumatischem Zustand lässt die Schmerz- und Gelenksituation die 90° Einstellung in der Regel nicht zu. 

Achtung: Eine vordere Schublade bedeutet nicht automatisch, dass ein Kreuzbandriss vorliegt. Liegt ein hinterer Kreuzbandriss vor, ist die Tibia eventuell nach dorsal verschoben und der Untersucher nimmt den ventralen Bewegungsweg (vordere Schublade) als viel Spielraum wahr. In diesem Fall führt er aber die Tibia aus der hinteren Schublade in ihre physiologische Stellung zurück. Zu Differenzierung empfiehlt sich folgender Ausschlusstest:

Der Patient liegt in Rückenlage und flektiert Kniegelenk und Hüfte in etwa 90°. Die Ferse des Patienten kommt auf der Untersucherhand zum Liegen.

Der Untersucher kann ein Durchhängen des Tibiaplateaus durch spontanes „loslassen“ provozieren  (hintere Schublade/ „gravity sign“).

Alternativ kann man den Patienten die Beine aufstellen lassen und von der Seite auf die ventrale, proximal Tibia blicken (erfordert geübtes Auge). Bei Aktivierung des M. quadriceps kann es zur Aufhebung eines subluxierten Tibiaplateaus kommen.

 

Anmerkung: Es gibt eine Reihe von weiteren spezifischen Testvarianten für die klinische Stabilität der Kreuzbänder und unterstützenden Stabilisatoren (z.B. Soft graded Pivot Shift-Test nach Jakob).

 

 

 

4.6. Hinterer Schubladentest in 90° Knieflexion

 

Die Ausführung ist analog zum Vorderen Schubladentest. Der Untersucher translatiert nun jedoch das Tibiaplateau von ventral nach dorsal. Erneut wird der Test in unterschiedlichen Rotationswinkeln ausgeübt.

Bei einer isolierten Ruptur des hinteren Kreuzbandes findet sich die maximale hintere Translation in Beugestellung.

Eine isolierte posterolaterale Instabilität lässt sich insbesondere in Strecknähe (Lachmann) nachweisen.

Sind hinteres Kreuzband und posterolaterale Stabilisatoren insuffizient, lässt sich die hintere Schublade in jedem Flexionswinkel auslösen.

4.7. Weicher posterolateraler Schubladentest

Der Patient sitzt auf der Therapieliege und die Beine hängen die Bank hinunter. Der Untersucher stellt das zu untersuchende Bein mit dem Fuß leicht auf seinen Oberschenkel. Er selber hockt dabei vor der Bank. Nun kann der Untersucher mit beiden Händen den fixierten Unterschenkel nach dorsal verschieben.

 

Eine posteriore Translation (hintere Schublade) der lateralen Tibia zeigt eine posterolaterale Instabilität an.

 

Allgemein: Differenzierung Schwellung

 

Normalerweise enthält das Kniegelenk etwa 2 ml Synovialflüssigkeit. Bei einer Schwellung muss differenziert werden, ob es sich um ein Hämarthros, Pyarthros oder einen synovialen Erguss handelt.

 

Hämarthros: Blutiger Erguss durch Trauma, meist infolge einer Fraktur, eines Bänderrisses (oft vorderen Kreuzbandrisses) oder eines basisnahen Meniskusrisses. Der Entstehungsmechanismus ist sehr schnell (1-2h) und die pralle Schwellung ist schmerzhaft, bei erhöhter Hauttemperatur.

 

Synoviale Ergüsse: Infolge chronisch degenerativer Prozesse oder akuter Überlastungen/ intraartikulärer Geschehnisse. Das Auftreten verstärkt sich meistens über mehrere Stunden bis Tage, bei nur mäßigem Temperaturanstieg. Es kann eine Schwellungsdynamik vorliegen (intermittierend).

 

Pyarthros (Empyem): Das Auftreten ist ebenfalls verzögert, bei zumeist starker Schmerzsymptomatik. Die Bewegung ist häufig ebenfalls schmerzhaft eingeschränkt und alle Entzündungszeichen sind insgesamt sehr ausgeprägt.