Vorwort zu den Tests an der Schulter

Hier beschäftigen wir uns mit einigen spezifischen und sensitiven Tests im Schulterbereich, um die Diagnose (oder den Befund) abzusichern. Die weiterführenden Tests an der Schulter werden im SFT- Konzept gegliedert in:

 

1. Orientierende Tests

2. Kapsel-Tests

3. Rotatorenmanschetten- Tests

4. Engpasstests (= SAS- Tests)

5. Lange Bicepssehnen (LBS)- Tests

6. AC- Gelenk-Tests

7. Stabilitätstest

 

Auf dem Befundbogen „Schulter“ werden diese erneut erscheinen. Des Weiteren werden auf dem zweiseitigen Befundbogen die MSU-Schnittebenen, sowie die Übersicht der häufigsten Pathologien, inklusive der FDM-Diagnosen aufgeführt.

Es werden von den Tests und MSU-Schnittebenen jeweils nur diejenigen ausgewählt und durchgeführt, deren Testaussage, die vorliegende Fragestellung beantwortet.

 

Tests/ Übersicht:

(orientierende Quellen: Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln, Klaus und Johannes Buckup/ Thieme Verlag, „Der geübte Griff“, Ärztekammer Hamburg)

 

1. Orientierende Tests

 

1.1. Arm heben beidseits (Anteversion, Abduktion)

1.2. hoher Schürzengriff

1.3. Handflächen-Fingerzeichen-Test

1.4. Codmann-Griff

 

2. Kapsel-Tests

 

2.1. Passive Außenrotation

2.2. Kapsel-Druckschmerz

 

3. Rotatorenmanschetten- Tests

 

3.1. 0°-Abduktionstest

3.2. SSP-Isometrie-Test (Jobe)

3.3. ISP-Isometrie-Test

3.4. SSC-“Lift off”- oder Napoleon-Test

3.5. “Drop-arm”-Test

3.6. Inspektionstest (Arm- Ruheposition)

 

4. Engpasstests (= SAS- Tests)

 

4.1. Mittlerer schmerzhafter Bogen

4.2. Impingementtest nach Hawkins und Kennedy

4.3. SSP- Isometrie-Test (Jobe), siehe oben

4.4. Ventraler LBS-Kompressionstest

 

5. Lange Bicepssehnen (LBS)- Tests

 

5.1. Yergason-Test

5.2. „Palm up “- (= „Speed“-) Test

5.3. Schnapptest

5.4. LBS- Dehntest

5.5. O´Brien-Test

 

6. AC- Gelenk-Tests

 

6.1. Oberer schmerzhafter Bogen

6.2. Forcierter Horizontaladduktionstest

6.3. Forcierter Adduktionstest am hängenden Arm

6.4. Horizontalverschiebetest der lateralen Clavicula (ACG-Reibetest)

 

7. Stabilitätstest

 

7.1. Sulcuszeichen

7.2. „Load and shift sign“

7.3. Apprehension-Test

7.4. „Anterior-Drawer-Test“ (modifiziert)

7.5. Relokationstest (= Fulcrum-Test)

7.6. „ Posteriorer-Drawer-Test“

Detaillierte Erläuterung der Tests aus der Übersicht 

 

Die sitzenden Ausgangstellungen können auf einem Hocker, oder auf der Ecke der Therapieliege eingenommen werden.

 

1. Orientierende Tests:

 

1.1. Arm heben beidseits (Anteversion, Abduktion)

 

Die erste Orientierung erfolgt bereits beim Entkleiden des Oberkörpers und der nachfolgenden Inspektion. Der Proband wird nun noch einmal aufgefordert zu demonstrieren, wie weit er seine Arme bilateral anheben kann. Dabei kann der Untersucher schon zahlreiche Informationen sammeln:

  • Wie weit eleviert er die Arme?
  • Erfolgt die Bewegung zaghaft oder schnell?
  • Fällt die Bewegung schwer?
  • Setzt ein Schmerz ein? Wenn ja, in welcher Bewegungsphase?
  • Erfolgt die initiale Bewegung unabhängig von der Scapula
  • Liegt ein symmetrisches Bewegungsbild vor?
  • Liegen „Knack- oder Schnapphänomene“ vor?
  • Gibt es sonst irgendetwas besonderes?

Der Test kann zusätzlich unilateral erfolgen und/oder in Abduktion.

Orientierender Test in die Elevationsposition. Das identische Bild (rechts) mit optischen

 Orientierungslinien.

Ausweichmechanismus des linken Armes mit Vorlauf der Scapula.

Es resultiert eine multisegmentale Asymmetrie. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. (Orientierender Test)

Der Schürzengriff wird beidseits ausgeführt. Es entspricht der Norm, dass die Seite des aktiveren Armes (Rechtshänder, Linkshänder) 1-2 Brustwirbel-Abstände weniger Beweglichkeit aufweist. Ursache: ventrale Muskeln (M. pectoralis) und ventrale Aktivitätsmuster. Unser Proband ist Linkshänder.

Ebenso kann die Handposition verglichen werden, da die Aufforderung erfolgte, die Finger cranial auszurichten.

1.3. Handflächen-Fingerzeichen-Test

 

Der Patient zeigt bei ACG-Affektionen mit einem Finger auf das ACG, ansonsten mit den Langfingern auf den Oberarm.

Ergänzung SFT: Eine Fingerzeig-Gestik wird im FDM als Hinweis auf eine Continuumdistorsion (CD) gedeutet.

1.4. Codmann-Griff

 

Der Untersucher steht hinter dem auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Arm des Probanden ist im Ellenbogen flektiert. Während der Untersucher mit seiner probandenfernen Hand eine passive Rotationsbewegung (IR/AR) der Schulter ausführt, tasten seine locker auf der Schulter liegenden Finger, der probandennahen Hand, den Humerus ab. Zur Beurteilung kommt das Tuberculum majus et minus, sowie der Sulcus bicipitalis.

2. Kapsel-Tests

 

2.1. Passive Außenrotation

 

Der Untersucher steht hinter dem auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Arm des Probanden ist im Ellenbogen flektiert. Der Untersucher führt eine passive, endgradige Außenrotationsbewegung mit dem Arm des Probanden aus. Seine probandennahe Hand stabilisiert, cranial auf der Schulter liegend, den Rumpf. So wird die Möglichkeit des rotatorischen Rumpfausweichens verhindert. 

Der Test ist positiv, bei einer Einschränkung der Außenrotationsfähigkeit („Kapselmuster“), sowie bei Schmerzen am Ende der Außenrotation.

Eine Einschränkung der Beweglichkeit in dieser Ebene zeigt immer eine Beteiligung der Kapsel an, während Schmerzen während des Bewegungsablaufes auch durch einen ROMA-Defekt begründet sein können.

 

Pathologien: Kapsulitis, Arthritis, Tendinosis calcarea, ROMA-Defekt

 

2.2. Kapsel-Druckschmerz 

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker und der Untersucher hockt oder steht vor ihm. Der Untersucher drückt nun bilateral symmetrisch, zunächst von ventral und dann von dorsal, sukzessive auf die Gelenkkapseln.

Der Test ist positiv bei einer seitendifferenten Schmerzantwort.

 

Pathologien: Arthritis, Kapsulitis, ventral positiv, bei Affektion des ventralen kapsulolabralen Ligament-Komplexes (z.B. nach ventraler Luxation).

3. Rotatorenmanschetten- Tests

 

3.1. 0°-Abduktionstest

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker und der Untersucher steht oder hockt davor.

Die Arme des Probanden hängen seitlich neben dem Körper in Neutralstellung herunter. Während der Proband nun aufgefordert wird seine Arme seitlich abzuspreizen (Abduktion), leistet der Untersucher isometrischen Widerstand („0°-Abduktion“).

Der Test gilt bei einer Schmerzangabe als positiv und weist auf eine Affektion der Supraspinatussehne (oft) oder des M. deltoideus (selten) hin.

 

Anmerkung: Da der Test bei strukturellen Engpässen (z.B. Acromionsporn oder auch Bursitis) und auch bei ACG-/LBS-Pathologien meist negativ ist, erleichtert es die Abgrenzung zu SSP-Affektionen.

 

3.2. SSP-Isometrie-Test (Jobe)

 

Der Untersucher steht hinter dem auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Proband hält die Arme beidseits in 90° Abduktion, 30° Flexion und maximaler Innenrotation. In dieser Ausgangsstellung leistet der Untersucher isometrischen Widerstand, gegen den die Position „verteidigenden“ Probanden.

Der Test wird positiv (SSP) bewertet, bei Schmerzangabe oder Schwäche des Probanden (im Seitenvergleich).

Anmerkung: Der Test „trifft“ den sog. mittleren schmerzhaften Bogen (siehe Engpasstest) und erlaubt keine Differenzierung zur subacromialen Enge.

3.3. ISP-Isometrie-Test

 

Der Untersucher steht dorsolateral, des auf einem Hocker sitzenden Probanden.

Dieser hält seinen Arm in Hochrotation (90° Abduktion und AR). Der Untersucher stabilisiert mit einer Hand den Ellenbogen des Probanden und übt mit der anderen Hand dorsalseitigen Widerstand (gegen die AR) an der Hand aus.

Der Test wird bei Schmerzangabe oder Kraftlosigkeit als positiv gedeutet und lässt Rückschlüsse auf eine Affektion oder Lähmung des ISP zu.

 

3.4. SSC- “Lift off”- oder Napoleon-Test (SSC)

 

a) „Lift off“

 

Der Untersucher steht hinter dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Proband führt den Arm in die Schürzengriffposition. Aus dieser Stellung heraus wird der Proband aufgefordert den Unterarm vom Rücken „anzulupfen“. Gelingt dieses, kann der Untersucher bei gleicher Aufforderung einen Widerstand in die Bewegungsrichtung gaben.

Der Test wird positiv bewertet, wenn eine seitendifferente Kraftlosigkeit, ein Bewegungsschmerz oder Versagen der Ausführung vorliegt.

Der Untersucher erhält eine Auskunft über SSC-Affektionen oder Lähmungen des SSC.

Im linken Bild ist die Ausgangsstellung zu erkennen, rechts das „Anlupfen“ des Unterarmes. Dieses fiel dem Probanden schwer, so dass kein Widerstand gehalten werden konnte. Der Test wäre somit leicht positiv und es würde darauf der Napoleon-Test ausgeführt werden.

 

b) Napoleon-Test (SSC), Alternative

 

Der Test wird ausgeführt, wenn der Schürzengriff für den „Lift off“-Test nicht ausgeführt werden kann!

Der Untersucher steht vor dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Proband nimmt den Arm in IR und Adduktion vor seinen Bauch. Der Untersucher appliziert nun einen Widerstand auf Höhe des palmarseitigen Handgelenkes in Richtung IR.

Die Bewertung ist (wie beim „Lift off“-Test) positiv bei Schwäche oder Schmerz im Seitenvergleich und beurteilt Affektionen der SSC-Sehne oder Lähmungen des M. subscapularis.

 

 

3.5. “Drop-arm”-Test (SSP)

 

Der Proband wird aufgefordert beide Arme in eine maximale Abduktionsstellung zu bewegen. Aus dieser soll er nun die Arme seitengleich und symmetrisch herablassen.

Der Test ist positiv, wenn ein Arm „herabfällt“ während des Versuches ihn langsam abzulassen.

Die mögliche Pathologie ist wahrscheinlich ein SSP-Defekt oder eine Lähmung des M. supraspinatus.

 

3.6. Inspektionstest (Arm- Ruheposition)

Dieser “Test” kann auch bei der allgemeinen Inspektion gelistet sein, liefert jedoch oft auch Hinweise über Verletzungen der ROMA.

Der Proband steht dem Untersucher gegenüber. Die Arm- Ruheposition kann eine Aussage über Defekte des eventuellen ROMA-Defektes liefern.

Eine IR- Stellung deutet auf eine Läsion der Außenrotatoren (ISP oder M. teres minor) hin und eine AR-Stellung zeigt eine mögliche Affektion der Innenrotatoren (SSC) an.

 

 

 

4. Engpasstests (= SAS- Tests)

 

4.1. Mittlerer schmerzhafter Bogen

 

Der Untersucher steht vor dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden. Dieser hebt beide Arme maximal an und nimmt die weitestmögliche Abduktionsstellung symmetrisch ein. Die Abduktionsposition erfolgt in der „Scapulaebene“, d.h. 30° vor der anatomischen Frontalebene.

Der Untersucher gibt einen exzentrischen Widerstand auf die Abduktoren, d.h. er drückt die Arme langsam (bilateral) aus der Abduktion in die Nullebene. Der Proband übt also „verteidigenden“ Druck in Richtung Abduktion aus. In dieser Einstellung ist der Test am sensitivsten, da der M. deltoideus die „einklemmende Wirkung“ der Weichteile zwischen Humerus und Schulterdach steigert.

Der Test wird positiv bewertet, wenn zwischen 120° und 30° (abwärts) eine Schmerzangabe im Seitenvergleich erfolgt.

Die eingeklemmten Strukturen können der SSP, die Bursa und ein Teil des ISP, sowie der Kapsel sein.

4.2. Impingementtest nach Hawkins und Kennedy

Der Untersucher steht dorsolateral, des auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Proband flektiert den Ellenbogen in 90°-Stellung und abduziert die Schulter dann bis in die 90°-Position. In der Horizontalebene wird die Schulter nun 90° flektiert und innenrotiert.

Es kann zu einer maximalen Einklemmung von verschiedenen Strukturen kommen. Zunächst klemmen unter dem Schulterdach (Fornix humeri) SSP, Kapsel und Bursa. Bei weiterer Adduktion kann es zudem zu einer räumlichen Enge unter dem Processus coracoideus kommen (Bursa subcoracoidea, SSC), sowie zur Kompression des ACG.

Die Beurteilung erfolgt im Seitenvergleich und liefert Aussagen über eine möglich Beteiligung von Bursen, Kapsel, SSP und ACG.

Der Test ist nicht sehr spezifisch, aber sensitiv.

Bei Patienten, die bei dieser Provokation in Endstellung keine Schmerzen angeben, sollte man differentialdiagnostisch (neben der Schulter) auch andere Schulterschmerzen-auslösenden-Faktoren einbeziehen. 

Oben: Testausführung

Unten: Ausweichmechanismus infolge einer Schmerzauslösung

4.3. SSP- Isometrie-Test (Jobe), siehe oben

 

Der Untersucher steht hinter dem auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Proband hält die Arme beidseits in 90° Abduktion, 30° Flexion und maximaler Innenrotation. In dieser Ausgangsstellung leistet der Untersucher isometrischen Widerstand, gegen den die Position „verteidigenden“ Probanden.

Der Test wird positiv (SSP) bewertet, bei Schmerzangabe oder Schwäche des Probanden (im Seitenvergleich).

Anmerkung: Der Test wird auch bei den spezifischen ROMA-Tests aufgeführt.

4.4. Ventraler LBS-Kompressionstest (“Biceps- Impingement“)

 

Der Untersucher steht vor dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Untersucher führt den, im Ellenbogen 90°-flektierten Arm, passiv nun auch in Schulterflexion (Anteversion). Hierbei kommt es zur Kompression der LBS, der Bursa, sowie der ventralen Kapsel.

5. Lange Bicepssehnen (LBS)- Tests

 

5.1. Yergason-Test

 

Der Untersucher steht laterodorsal des auf einem Hocker sitzenden Probanden. Im Codman-Handgriff palpiert eine Hand des Untersuchers die LBS, während die andere Untersucherhand einen Widerstand gegen eine aktive Supinationsbewegung des Probanden leistet.

Beurteilt werden Schmerzen oder „Schnappen“ im Bereich der LBS. Als Pathologien können LBS-Affektionen ausgemacht werden, die auch durch chronische Reizungen infolge von Gelenkergüssen bei Füllung des Recessus bicipitalis entstehen können. Der Recessus bicipitalis ist die „tiefste Stelle“ des Schultergelenkes und Flüssigkeit kann ein Anzeichen einer anderweitigen Verletzung sein. Im MSU wird dieser Test auch als dynamische Untersuchung angewendet und kann eine Subluxation der LBS anzeigen.

5.2. „Palm up“- (= „Speed“-) Test

 

Der Untersucher steht lateroventral des auf einem Hocker sitzenden Probanden.

Der Arm des Probanden ist im Ellenbogen flektiert und supiniert. In dieser Position appliziert der Untersucher einen Widerstand, während der Proband aufgefordert wird, den Arm auch in der Schulter zu flektieren (=Anteversion mit kurzem Hebel).

Der Test wird positiv bewertet, wenn eine seitendifferente Schmerzmeldung erfolgt. Schmerzauslöser können LBS-Affektion, sowie Bursitis oder Kapsulitis sein.

5.4. LBS- Dehntest

 

Der Untersucher steht hinter dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden. Eine Hand des Untersuchers palpiert im Codman- Handgriff den Sulcus bicipitalis, während der Arm im Ellenbogen 90° flektiert ist und nun in Retroflexion (Extension) geführt wird. Jetzt wird der Unterarm bei gleichbleibender Retroversion im Unterarm extendiert und proniert.

Kommt es bei dem Unterarmmanöver zu einer Schmerzangabe, gilt der Test als positiv bezüglich einer Affektion der LBS.

5.5. O´Brien-Test

 

Der Untersucher steht lateroventral des auf einem Hocker sitzenden Probanden. Dieser hält den Arm in 90° Flexion und 10° Adduktion. Der Untersucher dreht den Arm in dieser Stellung passiv einwärts (IR). Am Ende der Bewegung wird der Proband aufgefordert den Arm weiter zu heben, was der Untersucher durch isometrischen Widerstand unterbindet. Ein eventuell auftretender Schmerz sollte bei Außenrotation wieder abnehmen und kann ein Indiz für eine SLAP-Läsion sein. Auch bei einem Non-outlet-Impingement ist eine Schmerzmeldung möglich.

6. AC- Gelenk-Tests

 

6.1. Oberer schmerzhafter Bogen (wie mittlerer schmerzhafter Bogen)

 

Der Untersucher steht vor dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden. Dieser hebt beide Arme maximal an und nimmt die weitestmögliche Abduktionsstellung symmetrisch ein. Die Abduktionsposition erfolgt in der „Scapulaebene“, d.h. 30° vor der anatomischen Frontalebene.

Der Untersucher gibt einen exzentrischen Widerstand auf die Abduktoren, d.h. er drückt die Arme langsam (bilateral) aus der Abduktion in die Nullebene. Der Proband übt also „verteidigenden“ Druck in Richtung Abduktion aus. (Für die bessere Darstellung steht der Untersucher hier dorsal auf der Bank)

Der Test wird positiv bewertet, wenn zwischen 180° und 120° eine Schmerzangabe im Seitenvergleich erfolgt.

In diesem Bewegungssektor wird zum einen das ACG komprimiert und zum anderen die Kapsel gedehnt. Die SSP-Sehne und die Bursa haben zwischen 120° und 180° schon das Schulterdach passiert, so dass sie für eine auftretende Schmerzmeldung nicht verantwortlich gemacht werden können.

Anhand der Schmerzlokalisation kann eine Differenzierung zwischen Kapsel und ACG erfolgen.

 

6.2. Forcierter Horizontaladduktionstest

 

Der Untersucher steht dorsolateral, des auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Arm wird zunächst in 90° Flexion und folgend in IR gebracht, so dass der Oberarm in der Horizontalen verweilt. Von dort aus wird der Arm zur kontralateralen Seite geführt (forcierte Horizontaladduktion).

Dieses bewirkt:

 

a) Kompression des ACG

b) Dehnung des SSP und ISP

c) Provokation eines subcoracoidales Impingements

 

Der Schmerz wird im Seitenvergleich beurteilt. Die pathologische Beurteilung kann folgendermaßen differenziert werden:

 

a) Affektion des ACG: Schmerz in Supination oder Pronation, cranio-ventraler Schmerz

b) Affektion des SSP und ISP (Muskel und Sehne). Die Schmerzangabe ist weiter dorsal und stärker in Pronation (=mehr Rotationsdruck)

c) Subcoracoidales Impingement (Bursa, SSC). Die Schmerzangabe ist cranio-medial und stärker in Pronation (=mehr Rotationsdruck).

Auf den Bildern sind zwei Griffvarianten.

 

6.3. Forcierter Adduktionstest am hängenden Arm

Der Untersucher steht hinter dem, auf einem Hocker sitzenden (oder stehenden) Probanden. Der Arm des Probanden hängt seitlich am Körper herab und wird in leichte Extension gebracht. Eine nun durchgeführte Adduktion führt zu einer Distension (Überdehnung) des ACG-Kapsel-Bandapparates und kann ACG-Affektionen anzeigen. 

Der Test wird bei Schmerzverstärkung im Seitenvergleich als positiv bewertet.

 

6.4. Horizontalverschiebetest der lateralen Clavicula (ACG-Reibetest)

 

Der Untersucher steht hinter dem, auf einem Hocker sitzenden Probanden und umfasst mit der einen Hand das laterale Claviculaende. Mit der anderen Hand umfasst er das Acromion gelenkspaltnah mit einem zangenartigen Griff. Sind beide Gelenkpartner fixiert, übt er eine Translation des lateralen Claviculaendes aus.

Der Test wird bei Schmerzverstärkung im Seitenvergleich als positiv bewertet und deutet auf eine ACG-Affektion hin.

7. Stabilitätstest

 

7.1. Sulcuszeichen

 

Der Untersucher steht lateroventral des auf einem Hocker sitzenden Probanden.

Der Ellenbogen des Probanden ist flektiert und der Untersucher hat eine Hand auf dem proximalen, ventralen Unterarm platziert. Diese Hand übt einen Caudalzug des Humerus aus, während die zweite Untersucherhand mit dem Zeigefinger oder mehreren Palpationsfingern im Bereich des ventralen Subacromialraumes aufliegt. Eine Instabilität mit einem Tiefertreten des Humeruskopfes führt unterhalb des Acromions zu einer deutlichen Delle (Sulcus). Ein weiter Bewegungsausschlag (Grad 2-3) wird als multidirektionale Instabilität gedeutet.

Grad 1 entspricht: 0,5-1 cm

Grad 2 entspricht: 1-2 cm

Grad 3 entspricht: 2-3 cm

 

Die Untersuchung erfolgt im Seitenvergleich. Bei beidseitiger Auffälligkeit sollte der weitere Kapsel-Band-Apparat kurz überprüft werden, da auch eine generelle Hyperlaxität vorliegen kann. Eine Hyperlaxität mit vorliegenden Schmerzen wird als Instabilität bezeichnet.

 

7.2. „Load and shift sign“

Der Untersucher steht dorsolateral, des auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Arm hängt locker herunter, während der Untersucher in der Parasagittalebene (Scapulaebene) eine „Schublade“ des Humerus nach ventral und dorsal auslöst. Die andere Hand des Untersuchers fixiert von cranial zangenförmig die Scapula. So kann das Gelenkspiel überprüft werden, wobei eine Seitendifferenz ab 4 mm als pathologisch einzustufen ist.

Eine positive Bewertung weist auf einen Defekt der passiven Stabilisatoren der Schulter hin (Pfannenrand und Kapsulolabraler Komplex).

 

7.3. Apprehension-Test

 

Der Untersucher steht hinter dem auf einem Hocker sitzenden Probanden. Der Test wird in 60°, 90° und 120° Abduktion beurteilt. Nachdem die Abduktion (aufsteigend) eingestellt wurde, leitet der Untersucher mit der einen Hand eine passive AR des Armes ein und schiebt gleichzeitig den Humeruskopf von dorsal nach ventral („Befürchtung“).

 

Gibt der Patient bei 60° Sorge vor einer Luxation an (Äußerung, Ausweichen, Anspannung), so ist der Test 3° positiv.

Bei 90° sagt man 2° positiv und bei 120° dokumentiert man 1° positiv.

Bei der Pathologie handelt es sich um eine stattgefundene ventrale Schublade.

7.4. „Anterior-Drawer-Test“ (modifiziert)

 

Der Proband liegt auf der Therapieliege und der Untersucher hat den Probandenarm im „Rumpffixationsgriff“. Dabei steht er im Achselöffnungswinkel zwischen Patienten und zu untersuchendem Arm. Seine fixierende Hand umgreift von cranial die Schulter, so dass das Acetabulum der Scapula fixiert ist.

Aus dieser stabilen Ausgangsstellung kann nun mit der patientenfernen Untersucherhand am Humerus eine „Schubladen-Untersuchung“ in verschiedenen Einstellungen vollzogen werden, nämlich 80°-120° Abduktion, 0°-20° Flexion und 0°-30° AR.

Zur Beurteilung kommt das glenohumerale Gelenkspiel nach ventral. Bei seitendifferentem Gelenkspiel liegt eine Insuffizienz der passiven vorderen Stabilisatoren vor (Pfannenrand, Kapsulolabraler Komplex). 

7.5. Relokationstest (= Fulcrum-Test)

 

Der Proband liegt auf der Therapieliege und der Untersucher steht zwischen Oberarm und Rumpf des Patienten. Er führt den Probandenarm in Abduktion und AR, was bei lädierten ventralen Stabilisatoren zu einer Schmerzangabe führen wird, wenn der Untersucher zusätzlich seine „humerale Hand“ nach ventral geschoben hält. Übt er nun einen Schub des Humerus nach dorsal aus, sollte sich der Schmerz reduzieren, da die ventralen Stabilisatoren entlastet werden.

Der Test wird im Seitenvergleich beurteilt und gibt Informationen über eine stattgefundene ventrale Luxation der Schulter.

7.6. „ Posteriorer-Drawer-Test“  

 

Der Proband liegt auf der Therapieliege und der Untersucher steht craniolateral des Oberarms. Während der Untersucher eine Kompression (Stauchung) ausübt, führt er den Arm zeitgleich in die Adduktion. Die distale Untersucherhand befindet sich am Ellenbogen des Probanden und die proximale Hand auf der Schulter. Während der Adduktion und Kompression drückt der Daumen des Untersuchers den Humeruskopf nach dorsal.

Anschließend drücken die Langfinger der Untersucherhand den Humerus wieder nach ventral, während er den Arm in die Abduktion führt, bei Reduktion des Stauchdrucks.

Es wird das glenohumerale Gelenkspiel nach dorsal (im Seitenvergleich) untersucht. Eine Insuffizienz der passiven hinteren Stabilisatoren kann so ermittelt werden.