Wir beschäftigen uns hier mit einigen spezifischen und sensitiven Tests im Ellenbogen- und Handbereich , um die Diagnose (oder den Befund) abzusichern. Die weiterführenden Tests an Ellenbogen und Hand (EB und H) werden im SFT- Konzept folgendermaßen gegliedert:

 

1. Orientierende Tests (EB+H)

2. Stabilitätstests (EB+H)

3. Epicondylopathie-Tests (EB)

4. Engpaßsyndrom-Tests (EB+H)

5. Nerventests (EB+H)

6. Tendosynovitis-Tests (H)

7. Motorische Funktionsprüfung (H)

8. Kontrakturen (H)

 

Auf dem Befundbogen „Ellenbogen und Hand“ werden diese erneut erscheinen. Des Weiteren werden auf dem zweiseitigen Befundbogen die MSU-Schnittebenen, sowie die Übersicht der häufigsten Pathologien, inklusive der FDM-Diagnosen aufgeführt.

Es werden von den Tests und MSU-Schnittebenen jeweils nur diejenigen ausgewählt und durchgeführt, deren Testaussage, die vorliegende Fragestellung beantwortet.

 

Tests/ Übersicht:

(orientierende Quellen: Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln, Klaus und Johannes Buckup/ Thieme Verlag, „Der geübte Griff“, Ärztekammer Hamburg)

 

1. Orientierende Tests (EB+H)

 

1.1. Hyperflexionstest

1.2. Supinationsstresstest

 

2. Stabilitätstests (EB+H)

 

2.1. Varusstresstest

2.2. Valgusstresstest

2.3. Watson-Test (Scaphoideum/ Lunatum, SL-Band-Läsion)

2.4. Reagan-Test (Lunatum/ Triquetrum)

2.5. Ulnares Kollateralband (“Skidaumen”)

2.6. Shuck-Test (Radius/ Carpus)

2.7. Apprehension-Test (Arthrose, Instabilität Os capitatum)

 

3. Epicondylopathie-Tests (EB)

 

3.1. Bowden-Test (Tennisarm)

3.2. Thomson-Test/ Cozen-Test, modifiziert zu einem Test (Tennisarm)

3.3. Mill-Test (Tennisarm)

3.4. umgekehrter Cozen-Test (Epicondylitis medialis humeri, Golferarm)

3.5. Ellenbogenstrecktest in Hand-Extension (Golferarm)

3.6. Ellenbogenstrecktest in Hand-Flexion (Tennisarm)

 

4. Engpaßsyndrom-Tests (EB+H)

 

4.1. Tinel-Test (EB)

4.2. Ellenbogen- Beugetest (EB)

4.3. Supinator-Kompressionstest (EB)

4.4. Hoffmann-Tinel-Zeichen (H)

4.5. Phalen-Zeichen (H)

4.6. Umgekehrter Phalen-Test (H)

4.7. Froment-Zeichen (H)

4.8. Ulnaris-Schnelltest (H)

 

5. Nerventests (EB+H) „Tabellen“

 

5.1. Reflexe und Kennmuskeln im Zervikalbereich

5.2. Testschema bei motorischen Läsionen der Zervikalsegmente

5.3. Schnelldiagnostikschema

 

6. Tendosynovitis-Tests (H)

 

6.1. Beugesehnentests

6.2. Muckard-Test

6.3. Finkelstein-Test

6.4. Grind-Test (modifiziert)

 

7. Motorische Funktionsprüfung (H) -auch als „orientierende Tests“ möglich-

 

7.1. Spitzgriff

7.2. Schlüsselgriff

7.3. Grobgriff

7.4. Hohlhandgriff

7.5. Griffstärke

 

Detaillierte Erläuterung der Tests aus der Übersicht

 

1. Orientierende Tests (EB+ H):

 

1.1. Hyperflexionstest

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker und der Untersucher steht lateral auf der zu überprüfenden Seite. Die Schulter wird in 90° Flexion eingestellt. Der Untersucher unterstützt mit einer Hand von caudal den Ellenbogen und umgreift mit der anderen Hand das Handgelenk des Probanden. Nun führt der Untersucher den Arm in eine passive maximale Flexionsstellung. Der Test wird als positiv bewertet, wenn ein Flexionsdefizit vorliegt oder eine Schmerzangabe erfolgt. Die Aussage wird im Seitenvergleich überprüft.

Der Test gibt eine orientierende Aussage über etwaiges Vorliegen einer intraartikulären Pathologie.

1.2. Supinationsstresstest

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker und der Untersucher steht medio-ventral des Testarmes vor ihm. Er umgreift mit einer Hand das Handgelenk des Probanden und stabilisiert mit der anderen das Ellenbogengelenk von medial. Nun übt er eine passive, abrupte Supinationsbewegung aus. Das Ellenbogengelenk ist dabei annähernd extendiert. Bei einer Schmerzangabe oder einem Supinationsdefizit im Seitenvergleich, wird der Test positiv bewertet. Der Test gibt eine orientierende Aussage über das etwaige Vorliegen einer Ellenbogenpathologie einschließlich der ossären und ligamentären Strukturen.

Supinationsstresstest (1.2.)                    

2. Stabilitätstests (EB+H)

 

2.1. Varusstresstest

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker und der Untersucher steht medio-ventral des Testarmes vor ihm. Er umgreift mit einer Hand den distalen Unterarm des Probanden und stabilisiert mit der anderen den Humerus von medial. Das Ellenbogengelenk ist leicht flektiert (10°). Der Untersucher übt nun eine Adduktionsbewegung des Unterarmes gegen den Oberarm aus, was einem Varusstress entspricht. Der Test wir positiv gewertet, wenn eine Schmerzangabe oder eine vermehrte Aufklappbarkeit (Seitenvergleich) vorliegt. Der Test überprüft die lateralen Kollateralbänder des Ellenbogens (Bandstabilität, ligamentäre Reizzustände).

 

2.2. Valgusstresstest

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker und der Untersucher steht latero-ventral des Testarmes vor ihm. Er umgreift mit einer Hand den distalen Unterarm des Probanden und stabilisiert mit der anderen den Humerus von lateral. Das Ellenbogengelenk ist leicht flektiert (10°). Der Untersucher übt nun eine Abduktionsbewegung des Unterarmes gegen den Oberarm aus, was einem Valgusstress entspricht. Der Test wir positiv gewertet, wenn eine Schmerzangabe oder eine vermehrte Aufklappbarkeit (Seitenvergleich) vorliegt. Der Test überprüft die medialen Kollateralbänder des Ellenbogens (Bandstabilität, ligamentäre Reizzustände).

  2.1. Varusstresstest                                   2.2. Valgusstresstest                               

2.3. Watson-Test (Scaphoideum/ Lunatum, SL-Band-Läsion)

Der Proband sitzt auf einem Hocker mit aufgelegtem Ellenbogen (Tisch oder Therapieliege), dem Untersucher gegenüber. Die zu untersuchende Hand ist mit dem dorsalen Handrücken deckenwärts ausgerichtet. Die Hand wird vom Untersucher in maximale Ulnarduktion geführt. In dieser Stellung greift der Untersucher zangenartig mit Daumen und Zeigefinger das Os Scaphoideum. Nun führt er die Hand passiv in die Radialduktion. Bei dieser Bewegung kommt es bei intakten Bandverhältnissen zu einer Flexion des Os Scaphoideum. Liegt eine SL-Band-Läsion vor, so subluxiert das Os Scaphoideum (in Abhängigkeit des Defektes) in Richtung Zeigefinger des Untersuchers, was ein „Schnappen“ verursachen kann. In diesem Fall wäre der Test positiv bewertet.

2.4. Reagan-Test (Lunatum/ Triquetrum)

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker mit aufgelegtem Ellenbogen (Tisch oder Therapieliege), dem Untersucher gegenüber. Die zu untersuchende Hand ist mit dem dorsalen Handrücken deckenwärts ausgerichtet. Der Untersucher greift mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand zangenartig das Os Lunatum und analog mit der anderen das Os Triquetrum.

Bei fixiertem Os Triquetrum verschiebt er nun das Os Lunatum mehrfach in dorsopalmarer Richtung. Der Test wird positiv bewertet, wenn es dabei zu einer Schmerzauslösung kommt und kann eine Instabilität zwischen Os Lunatum und Os Triquetrum anzeigen. Auslöser hierfür kann ein Hyperextensions- oder Hyperpronationstrauma sein.

2.5. Ulnares Kollateralband (Ligamentum collaterale ulnare/ “Skidaumen”)

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker mit aufgelegtem Ellenbogen (Tisch oder Therapieliege), dem Untersucher gegenüber. Die zu untersuchende Hand ist mit dem dorsalen Handrücken deckenwärts ausgerichtet. Der Untersucher fixiert mit einer Hand das Handgelenk und die Mittelphalanx 1 des Probanden. Die andere Hand führt das Grundgelenk des Daumens in 20-30° Flexion. In dieser Position bringt der Untersucher den Daumen nun in eine radiale Abduktion. Diese Bewegung wird normalerweise durch das Ligamentum collaterale ulnare verhindert. Der Test wird als positiv bewertet, wenn es nun zu einer ligamentären Aufklappbarkeit kommt.

2.6. Shuck-Test (Radius/ Carpus), Finger in Extension

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker mit aufgelegtem Ellenbogen (Tisch oder Therapieliege), dem Untersucher gegenüber. Die zu untersuchende Hand ist mit dem dorsalen Handrücken deckenwärts ausgerichtet.

Der Untersucher fixiert mit einer Hand das Handgelenk des Probanden und führt die Hand in eine Flexionsstellung. Mit der anderen Hand übt der Untersucher nun einen Widerstand gegen die Extensionsbewegung der Finger und Hand aus.

Der Widerstand entspricht einer karpalen und interkarpalen Provokation. Bei einer Schmerzauslösung kommt es zur positiven Bewertung des Tests.

Verantwortlich dafür können radiokarpale, interkarpale und scaphoidale Instabilitäten sein. Auch bei einer Lunatumnekrose (Morbus Kienböck) käme es ggfs. zur Schmerzangabe.

2.7. Apprehension-Test (Arthrose, Instabilität Os capitatum)

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker mit aufgelegtem Ellenbogen (Tisch oder Therapieliege), dem Untersucher gegenüber. Die zu untersuchende Hand ist mit dem Daumen deckenwärts eingestellt. Eine Hand des Untersuchers fixiert das Handgelenk des Probanden, während die andere den Probandendaumen zwischen Daumen und Zeigefinger einfasst. Der Daumen des Untersuchers übt dabei Druck auf das Os Capitatum in dorsale Richtung (Handrücken) aus. Kommt es hierbei zu einer Schmerzangabe oder zu einem „Schnappen“, so kann eine Instabilität des Os Capitatum vorliegen. 

3. Epicondylopathie-Tests (EB)

 

3.1. Bowden-Test (Tennisarm)

 

Der Proband sitzt auf einem Hocker mit aufgelegtem Ellenbogen (Tisch oder Therapieliege), dem Untersucher gegenüber. Die zu untersuchende Hand ist mit dem dorsalen Handrücken deckenwärts ausgerichtet.

Der Untersucher pumpt eine Blutdruckmanschette bis auf ca. 30 mm/Hg auf und beauftragt den Probanden nun, die Manschette zusammenzupressen. Der Druck kann ggfs. noch etwas erhöht werden. Kommt es hierbei zur Schmerzangabe im Bereich des Epicondylus lateralis humeri, so deutet dieses auf ein „Tennisarm“-Geschehen hin.

Der Test kann auch mit herabhängendem Arm im Stehen ausgeführt werden.

Da der Widerstand über die Druckeinstellung der Manschette dokumentierbar ist, handelt es sich um einen studiengeeigneten Test.

Bowden-Test, Tennisarm                        Alternative mit Kraftmessgerät

 

3.2. Thomson-Test/ Cozen-Test, modifiziert zu einem Test (Tennisarm)

 

Der Proband sitzt dem Untersucher gegenüber. Der Ellenbogen des zu untersuchenden Armes ist gestreckt und der Untersucher umgreift mit einer Hand den dorsodistalen Unterarm des Probanden. Der Untersucher fordert den Probanden nun auf, eine Faust zu machen, während sich das Handgelenk in Extension befindet. Gegen die Extensionsstellung appliziert der Untersucher einen konzentrischen, isometrischen oder exzentrischen Widerstand. Der Test wird positiv bewertet, wenn es zu einer Schmerzangabe im Bereich des Epicondylus lateralis humeri kommt.

3.3. Mill-Test (Tennisarm)

 

Der Untersucher steht lateral des ebenfalls stehenden Probanden. Der zu untersuchende Arm ist im Ellenbogen flektiert und proniert, sowie im Handgelenk dorsalextendiert. Die eine Hand des Untersuchers umgreift den Ellenbogen von lateral, während die andere Hand den Unterarm laterodistal umfasst. Der Proband wird nun aufgefordert eine Supination auszuführen, während der Untersucher einen Widerstand dagegen ausübt. Eine Schmerzangabe im Bereich des Epicondylus lateralis humeri deutet auf ein „Tennisarm“-Geschehen hin.

Mill-Test                                                                                                  Alternative im Sitz

 

3.4. umgekehrter Cozen-Test (Epicondylitis medialis humeri, Golferarm)

 

Der Untersucher sitzt oder steht ventrolateral des sitzenden Probanden. Der zu untersuchende Arm ist supiniert und leicht flektiert und wird dabei vom Untersucher am Ellenbogen fixiert. Die andere Hand des Untersuchers appliziert nun einen Widerstand gegen eine Flexionsbewegung des Handgelenkes. Bei einer Schmerzangabe im Bereich des Epicondylus medialis humeri wird der Test als positiv für ein „Golferarm“-Geschehen bewertet.

3.5. Ellenbogenstrecktest in Hand-Extension (Golferarm)

 

Der Untersucher steht dorsolateral des sitzenden Probanden. Während der Untersucher das Handgelenk des Probanden in Extensionsstellung hält, führt er den Arm aus einer Ellenbogenflexion nun in eine passive Ellenbogenextension. Eine Schmerzangabe im Bereich des Epicondylus medialis humeri wird als „Golferarm“-Geschehen bewertet.

Der Test wird auch als Hamburg- Münchner-Beuger-Dehntest bezeichnet.

3.6. Ellenbogenstrecktest in Hand-Flexion (Tennisarm)

 

Der Untersucher steht dorsolateral des sitzenden Probanden. Während der Untersucher das Handgelenk des Probanden in Flexionsstellung hält, führt er den Arm aus einer Ellenbogenflexion nun in eine passive Ellenbogenextension.

Eine Schmerzangabe im Bereich des Epicondylus lateralis humeri wird als „Tennisarm“-Geschehen bewertet.

4. Engpaßsyndrom-Tests (EB+H)

 

4.1. Tinel-Test (EB)

 

Es gibt einen Tinel-Test für den Ellenbogen und ein Hoffmann-Tinel-Zeichen für die Hand (siehe 4.4.).

Der Proband sitzt auf einem Hocker oder einer Therapieliege, während der Untersucher dorsal von ihm steht. Der zu untersuchende Arm wird in der Schulter abduziert, flektiert und innenrotiert. Der Ellenbogen wird flektiert und proniert, so dass der Daumen des Probanden dorsal ausgerichtet erscheint. In dieser Position kann der Untersucher mit einem Reflexhammer vorsichtig auf den Nervus ulnaris im Sulcus Nervus ulnaris klopfen. Der Test wird bei einer  Schmerzangabe, sowie bei auftretenden Parästhesien als positiv für ein Nervus- Ulnaris-Kompressionssyndrom bewertet. Es wird ein Seitenvergleich herangezogen, da auch gesunde Nerven schmerzhaft reagieren können. Aus diesem Grund wird der Provokationsimpuls mit dem Reflexhammer auch dezent appliziert.

Tinel-Test 4.1.                                Ellenbogen-Beugetest 4.2.

 

4.2. Ellenbogen- Beugetest (EB)

 

Der Untersucher steht lateral des sitzenden Probanden. Der Proband flektiert die Schulter in etwa 70° und wird von caudal durch den Untersucher in dieser Position unterstützt. Nun wird der Ellenbogen in weite Flexion geführt und dabei ebenfalls das Handgelenk flektiert. Diese Position wird über 3-5 Minuten lang gehalten.

In dieser Stellung kommt es zu einer maximalen Dehnung des Nervus ulnaris im Kubitaltunnel.

Beim Auftreten von Schmerzen oder Parästhesien wird der Test als positiv bewertet.

 

4.3. Supinator-Kompressionstest (EB)

 

Der Untersucher sitzt oder steht lateral des ebenfalls sitzenden oder stehenden Probanden. Der Ellenbogen ist 90° flektiert und eine Hand des Untersuchers fixiert das Handgelenk, wobei der Probandendaumen zunächst deckenwärts ausgerichtet ist.

Die zweite Hand des Untersuchers ertastet mit dem Daumen distal des Epicondylus lateralis humeri die Rinne des M. extensor carpi radialis longus in Richtung des M. supinator.

Kommt es nun während einer eingeleiteten Pro- und Supinationsbewegung zu einer Schmerzangabe im Bereich des M. supinator, so kann dies als Hinweis auf eine Kompression des Ramus profundus Nervus radialis gedeutet werden.

In der Differenzierung zur Epicondylitis lateralis humeri (Tennisarm) kann festgestellt werden, dass der Druckschmerzpunkt weiter ventral und distal liegt.

4.4. Hoffmann-Tinel-Zeichen (H)

 

Der Patient sitz auf einem Hocker und legt den Arm in supinierter Position auf einem Tisch oder einer Therapieliege ab. Das Handgelenk wird dabei von dorsal mit einem Sandsack oder aufgerolltem Handtuch unterlagert. Der Untersucher beklopft nun von ventral auf Höhe der Beugefalte des Handgelenkes den Nervus medianus. Kommt es dabei zur Schmerzauslösung oder zum Auftreten von Parästhesien kann der Test positiv für ein KTS gewertet werden. Bei lange bestehenden Beschwerden und herabgesetzter Leitfähigkeit des Nervus medianus kann der Test falsch negative Ergebnisse liefern.

4.5. Phalen-Zeichen (H)

 

Der Proband sitzt oder steht und wird vom Untersucher aufgefordert beide Hände vor dem Körper mit den Handrücken zueinander zu bewegen. Die Hände sind dabei in Flexion und die Handrücken werden leicht gegeneinander gepresst. Diese Ausgangsstellung wird nun über eine Minute lang gehalten. Die Kompression des Nervus medianus kann zu einer Schmerzverstärkung oder zum Auslösen von Parästhesien führen und als positives Indiz für ein KTS gewertet werden. 

4.6. Umgekehrter Phalen-Test (H)

 

Der Proband sitzt oder steht und wird vom Untersucher aufgefordert beide Hände vor dem Körper mit den palmaren Flächen gegeneinander zu positionieren, so dass die Finger deckenwärts ausgerichtet sind. Diese Ausgangsstellung wird nun über eine Minute lang gehalten. Die Kompression des Nervus medianus kann zu einer Schmerzverstärkung oder zum Auslösen von Parästhesien führen und als positives Indiz für ein KTS gewertet werden.

Der umgekehrte Phalen-Test ist weniger sensitiv auf ein KTS als der Phalen-Test.

4.7. Froment-Zeichen (H)

 

Der Proband sitzt oder steht dem Untersucher gegenüber. Der Proband wird nun aufgefordert ein Blatt Papier mit Zeigefinger und Daumen festzuhalten, während der Untersucher daran zieht. Der Daumen des Probanden ist dabei zur besseren Visualisierung deckenwärts ausgerichtet. In diesem, sog. Spitzgriff kann bei normaler Funktion des Nervus ulnaris das Blatt Papier ohne Anpassung der Gelenkstellung gehalten werden. Liegt nun ein Nervus-Ulnaris-Syndrom vor, so führt eine Schwäche des versorgten M. adduktor pollicis zu einer sichtbaren Flexionsstellung des IP-Gelenkes (Daumenendgelenk). In diesem Fall würde der Test positiv bewertet werden.

Weitere Hinweise könnten Hypästhesien im Bereich des 4. Und 5. Fingers palmarseitig sein, sowie eine optische „Krallenhand“.

4.8. Ulnaris-Schnelltest (H)

 

Der Proband wird vom Untersucher aufgefordert eine Faust zu ballen. Kommt es infolge einer Lähmung des Nervus Ulnaris dazu, dass die Finger 4 und 5 in Extension verharren, so weist dieses auf die pathologische Veränderung hin. Bei langzeitigem Verlauf zeigen sich in dem Bereich muskuläre Atrophien.

5. Nerventests (EB+H) „Tabellen“

 

5.1. Reflexe und Kennmuskeln im Zervikalbereich (Ausfall = AF, Abschwächung =AB)

 

Segment

Reflex

Kennmuskeln

Auslösung

Reaktion

Peripherer Nerv

C1

keine

 

 

 

 

C2

keine

 

 

 

 

C3-C4

keine

Diaphragma

 

 

 

C4-C6

Scapulohumeral

ISP

Teres minor

Schlag auf medialen Rand der caudalen Scapula

ADD und AR des hängenden Armes

N. subscapularis

N. axillaris

C5

Biceps, AB

Radiusperiost, AB

Biceps,

Brachioradialis,

Deltoideus

Schlag auf die Bicepssehne bei flektiertem Ellenbogen

Flexion im Ellenbogen

N. musculocutaneus

C6

Biceps, AF

Radiusperiost, AB

Biceps,

Brachioradialis

Schlag auf die Lateralseite des distalen Radius

Flexion im Ellenbogen

N. radialis

N. musculocutaneus

C7

Triceps, AF

Triceps brachii

Schlag auf die Tricepssehne bei flektiertem Ellenbogen

Extension im Ellenbogen

N. radialis

C8

Triceps, AB

Triceps brachii,

kleine Handmuskeln, Kleinfingerballen

Schlag auf die Tricepssehne bei flektiertem Ellenbogen

Extension im Ellenbogen

N. radialis

C6-C8

Daumen, AB

Flexor pollicis longus

Schlag auf die Sehne des M. flexor pollicis longus

Flexion im Daumenendglied

N. medianus

C7, C8

Fingerflexoren, AB

Flexor digitorum superficialis

Flexores carpi

Schlag auf die Beugesehnen am Unterarm

Flexion der Finger bzw. des Handgelenkes

N. medianus

N. ulnaris

 

 

5.2. Testschema bei motorischen Läsionen der Zervikalsegmente

 

Kopf nicken und drehen

C1, C2,

XI. Hirnnerv

„Kleines Ja und Nein“

Hals Flex. /Ext.

C1-C4,

XI. Hirnnerv

„Großes Ja“

Schultergürtel heben

C3, C4

XI. Hirnnerv

Achsel zucken

Tief ein- und ausatmen

C3, C4

Seufzer

Oberarm abduzieren

C5 (C6)

Bodybuilding

Ellenbogenflexion

Handgelenks-

Extension

C5 (C6)

Kampfgruß

Ellenbogenextension

Handgelenks- Flexion

Daumen abduzieren

C6 (C7)

 

C7

Bestechung

Fingerflexion

Daumen und Kleinfinger abduzieren

C7 (C8)

 

C8

„Jendrassik“ der Gehörnte

Finger spreizen und schließen

C8 (Th 1)

Schere

 

5.3. Schnelldiagnostikschema

 

Nerv

Segment

Test

Störung

Dorsales Quintett:

1. N. dorsalis scapulae

2. N. suprascapularis

3. N. subscapularis

4. N. thoracicus longus

5. N. thoracodorsalis

 

C4-C5

C4-C6

C5-C7

C5-C7

C6-C8

 

Schulterblätter zusammen

Oberarm AR

Oberarm IR

Liegestütz

Arme IR und ADD

 

 

 

 

Scapula alata

Ventrales Trio:

1. Nn. Pectorales med. et lat.

2. N. subclavius

 

C5-Th1

 

C5-C6

 

Horizontale Adduktion, Arme zusammenpressen

Schultergürtel senken

 

Armquintett:

1. N. axillaris

2. N. musculocutaneus

3. N. radialis

4. N. medianus

5. N. ulnaris

 

C5-C6

C5-C7

C5-C8

C5-Th 1

C8-Th 1

 

90° Abduktion

Ellenbogenflexion in Sup.

Armgelenke strecken

Handgelenksflexion

Finger beugen, spreizen, schließen

 

 

 

Fallhand

Schwurhand

Krallenhand

 

6. Tendosynovitis-Tests (H)

 

6.1. Beugesehnentests

 

Der Proband sitzt dem Untersucher gegenüber. Es werden verschiedene Beugesehnen überprüft:

 

1. M. flexor digitorum profundus

2. M. flexor digitorum superficialis

3. M. flexor pollicis longus

 

1. M. flexor digitorum profundus:

 

Der Untersucher legt seinen Zeigefinger (ggfs. und Mittelfinger) beugeseitig auf den zu überprüfenden Finger des Probanden. Der Finger bleibt dabei im PIP gestreckt. Der zu überprüfende Finger wird mit der Mittelphalanx zwischen Daumen der einen Untersuchhand und Fingerkuppe des Zeigefingers der anderen Untersucherhand fixiert. Nun wird der Proband aufgefordert, den Finger isoliert zu beugen. Jeder Finger würde bei entsprechender Fragestellung einzeln getestet werden.

Der Test würde bei Schmerzen positiv für eine Tendosynovitis bewertet und bei Unfähigkeit der Ausführung, muss eine Sehnenverletzung erwogen werden.

2. M. flexor digitorum superficialis:

 

Der Proband wird nun aufgefordert den zu untersuchenden Finger im PIP zu beugen, während der Untersucher die anderen Finger in Streckstellung hält. Hierdurch kommt es zum Ausschalten der Funktion des M. flexor digitorum profundus. Die Untersuchung wird für jeden Finger einzeln durchgeführt.

Der Test würde bei Schmerzen positiv für eine Tendosynovitis bewertet und bei Unfähigkeit der Ausführung, muss eine Sehnenverletzung erwogen werden.

3. M. flexor pollicis longus:

 

Der Untersucher fixiert nun den Daumen am Grundgelenk, während der Proband den Finger flektiert. Der Test würde bei Schmerzen positiv für eine Tendosynovitis bewertet und bei Unfähigkeit der Ausführung, muss eine Sehnenverletzung erwogen werden.

6.2. Muckard-Test

 

Der Proband sitzt dem Untersucher gegenüber. Der Ellenbogen des zu überprüfenden Armes wird auf dem Tisch oder der Therapieliege aufgestellt, so dass der Daumen deckenwärts ausgerichtet ist. Nun wird der Daumen adduziert und die Hand in eine Ulnarduktion geführt (aktiv oder passiv). Bei Schmerzen im Bereich des Processus styloideus radii mit distaler oder proximaler Ausstrahlung wird der Test positiv bewertet. Die Ursache hierfür ist meist eine Tendovaginitis de Quervain (Hausfrauendaumen) mit einer Störung im ersten Streckerfach (EPB, APL). Differentialdiagnostisch kann auch an eine Rhizarthrose, sowie eine Styloiditis radii gedacht werden.

Muckard-Test

 

6.3. Finkelstein-Test

 

Der Proband sitzt dem Untersucher gegenüber. Der Ellenbogen des zu überprüfenden Armes wird auf dem Tisch oder der Therapieliege aufgestellt, so dass der Daumen deckenwärts ausgerichtet ist. Nun wird der Daumen von den anderen Fingern in der Hohlhand fest umfasst und in Adduktion gehalten. Anschließend wird die Hand wie beim „Muckard-Test“ in eine Ulnarduktion geführt (aktiv oder passiv). Bei Schmerzen im Bereich des Processus styloideus radii mit distaler oder proximaler Ausstrahlung wird der Test positiv bewertet. Die Ursache hierfür ist meist eine Tendovaginitis de Quervain (Hausfrauendaumen) mit einer Störung im ersten Streckerfach (EPB, APL). Differentialdiagnostisch kann auch an eine Rhizarthrose, sowie eine Styloiditis radii gedacht werden (siehe „Muckard-Test“).

6.4. Grind-Test

 

Der Proband sitzt dem Untersucher gegenüber. Der Ellenbogen des zu überprüfenden Armes wird auf dem Tisch oder der Therapieliege aufgestellt, so dass der Daumen deckenwärts ausgerichtet ist. Der Untersucher umfasst den Daumen des Probanden mit seinem Zeigefinger und Daumen. Anschließend übt er eine Kompression auf das Daumensattelgelenk aus und bewegt den Finger dann in allen Bewegungsrichtungen. Bei Schmerzen im Bereich des Daumensattelgelenkes wird der Test positiv bewertet. Das Vorliegen einer Rhizarthrose ist der häufigste Grund für Schmerzen bei der Testausführung.

7. Motorische Funktionsprüfung (H) -auch als „orientierende Tests“ möglich

 

7.1. Spitzgriff

 

Der Proband soll einen kleinen Gegenstand mit den Kuppen von Zeigefinger und Daumen aufnehmen. Hierfür ist ein intaktes Gefühl, sowie eine volle Funktionsfähigkeit der Mm. Lumbricales und Mm. Interossei notwendig.

Bei einem fortgeschrittenen KTS oder einer ausgeprägten Rhizarthrose ist dieses evtl. nicht mehr möglich.

Spitzgriff 7.1.                                                                  Schlüsselgriff 7.2.

 

7.2. Schlüsselgriff

 

Der Proband wird aufgefordert einen Schlüssel zwischen dem Daumen und seitlichem Zeigefinger zu halten.

Bei einer Läsion des Nervus radialis oder einer fortgeschrittenen Rhizarthrose kann dieses schmerzhaft oder die Ausführung unmöglich sein.

 

7.3. Grobgriff

 

Der Proband wird aufgefordert einen Gegenstand (zunächst Bleistift) zwischen Daumen und gebeugten Fingern fest zu umschließen und anschließend festzuhalten. Der Untersucher versucht den Gegenstand aus der Hand herauszuziehen. Bei einer Einschränkung der Fingerfunktion können nachfolgend größere Gegenstände verwendet werden. Bei einer Verletzung des Nervus medianus oder Nervus ulnaris kann ein Funktionsdefizit vorliegen.

7.4. Hohlhandgriff

 

Der Proband wird aufgefordert einen kleinen Ball fest mit den Fingern zu umschließen. Hierbei wird die Adduktionskraft und Fingerbeugefähigkeit überprüft. Bei einer Verletzung des Nervus medianus oder Nervus ulnaris kann es zu einem Funktionsdefizit kommen.

7.5. Griffstärke

 

Der Untersucher pumpt eine Blutdruckmanschette mit 200 mm/Hg auf und fordert den Probanden heraus, diese zusammenzupressen (Norm). Alternativ lassen sich verschiedene Kraftmessgeräte zur Überprüfung verwenden.