Ellenbogen + Hand/ strukturell-pathogen 1: Überlastung von Muskulatur, Sehnen und Weichteilen

  • Epicondylitis lateralis humeri (Tennisarm)
  • Epicondylitis medialis humeri (Golferarm)
  • Bursitis olecrani 
  • Humeroradiales Impingement, Plica radiohumerale

Die pathologische Entwicklung an den proximalen Ansätzen der Unterarmmuskulatur läuft lateral wie medial nach dem „Muster“ einer Insertionstendopathie ab.

Die sog. Epicondylitis lateralis humeri („Tennisarm“) ist dabei weitaus häufiger anzutreffen, als die Epicondylitis medialis humeri („Golferarm“), weshalb der Fokus in der Folge primär darauf gerichtet ist.

Bei einem Tennisarm spricht man von einer schmerzhaften Tendinopathie der gemeinsamen Finger- und Handgelenkextensoren im Bereich des Epicondylus lateralis, wobei degenerative Veränderungen und fibrovaskuläre Hyperplasie auftreten (sog. angiofibroblastische Tendinose).

Es werden in mancher Literatur fünf verschiedenen Arten des „Tennisarms“ differenziert und einzelne Sehnenanteile lassen sich durch Anspannungstests herauskristallisieren. Dadurch können sich auslösende Muster erkennen lassen, aber der Schaden befindet sich immer an derselben Stelle. Auch wenn die Beschwerden in den Muskelbauch ausstrahlen oder gar überwiegend dort empfunden werden, ist die Tendinose doch am Strecksehnenansatz zu finden. Aus FDM-Perspektive (die SFT teilt), sind Triggerbänder auszumachen und Störungen der Membrana interossea zu ergründen.

Infolge repetitiver, alltäglicher Bewegungsabläufe mit geringer Kraftamplitude, fibrosieren die Unterarmextensoren, mit der Folge eines Anstieges vom Muskeltonus und einer Minderdurchblutung der Sehne.

Plötzlich auftretende Kraftspitzen (als vermeintliche Auslöser) stellen wahrscheinlich oft nur die Spitze des Eisberges dar, ist doch die Monotonie von Bewegungsabläufen als primärer Störungsherd auszumachen.

 

Risikofaktoren:

  • Alter zwischen 35-55 Jahren (die Sehnen werden „steifer“ und „trockener“)
  • Vermehrt im Zusammenhang mit KTS, Schulterbeschwerden, Tendovaginitis de Quervain
  • Frauen nach der Menopause 
  • Rauchen 

Infolge von Bewegungsmonotonie oder einer plötzlichen Kraftspitze kann es im Sehnengewebe zu mikrotraumatischen Verletzungen der kollagenen Sehnenfasern kommen, was zunächst noch harmlos und schmerzlos sein kann.

Das hochwertige Sehnengewebe vom Kollagen vom Typ 1 kann der Körper aber erst nach etwa drei Monaten ersetzen und stellt deshalb zunächst Kollagen vom Typ 3 zur Verfügung.

Wahrscheinlich ist auch die sensorische Signal-Übermittlung ans Gehirn beeinträchtigt, was dann zu einem Übermaß an Impulsen zur Muskulatur und einem Anstieg des Ruhetonus führt. Das Resultat dieses Teufelskreislaufes ist dann ein Tennisarm.

Der Tennisarm entsteht meist schleichend. Das andauernde leichte Ziehen, am sich zunehmend verändernden Sehnengewebe, führt schließlich zu einer entzündlichen Reaktion am Sehnenansatz (Tendinitis). Nach einigen, wenigen Wochen geht sie in eine Tendinose über. Während es sich bei einer Tendinitis um eine Entzündung der Sehne handelt, bezeichnet der Begriff Tendinose eine degenerative Veränderung des Sehnengewebes.

Somit stellt die anhaltende, schmerzhafte Epicondylitis lateralis humeri meist eine Tendinose dar. Die Chronifizierung von Schmerzen wurde im Kontext mit Butler und Moseley bereits mehrfach angesprochen.

 

Die drei Kennzeichen einer Tendinose sind:

 

1. vergrößerte Fibroblasten

2. Neovaskularisation

3. abnorme Kollagenbildung

 

Näher betrachtet zeigt sich ein erhöhtes Einwachsen von Blutgefäßen, Nervenenden, sowie eine erhöhte Konzentration an Schmerzmediatoren.

Die Orientierung der Kollagenfasern verändert sich, weil die Matrix (Grundsubstanz) ansteigt. Die Fasern werden quasi auseinandergedrückt und die Sehne verdickt. 

 

Symptomatik:

  • Schmerzen am lateralen Ellenbogen
  • Manchmal Ausstrahlung zur Hand oder in den Unterarm
  • Kraftverlust bei gestrecktem Ellenbogen
  • Harter, geschwollener Unterarm möglich
  • Extensionsschmerzen
  • Schmerzen nach Ruhephasen
  • Manchmal in Kombination mit Golferarm
  •        beidseitiges Auftreten möglich (ca. 10%)

Warum heilt ein Tennisarm nicht von alleine?

Der Tennisarm ist eine chronische Sehnenverletzung ohne Anwesenheit eines Entzündungsprozesses. Der Heilungsprozess in der Entzündungsphase hat nicht ausgereicht, um den entstandenen Schaden zu beheben. Es können dafür verschiedene Gründe diskutiert werden. Zum einen wurde das Sehnengewebe eventuell systematisch überlastet, bevor der Heilungsprozess beendet war. Zum anderen war die Heilungskapazität ggfs. reduziert, da die Fibroblasten infolge der geringeren Durchblutung minderversorgt waren und somit eine geringere Entzündung bestand. Entzündungshemmer und Passivität sind für die Heilung der Sehnenstruktur nicht hilfreich.

Beim Tennisarm können die Sehnen auf dem Capitulum humeri des Ellenbogengelenks zusammengedrückt werden, was als der Grund für eine, sich chronisch entwickelnde Minderdurchblutung, angesehen werden kann.

Ohne Versorgung mit ausreichend Sauerstoff und Botenstoffen kann keine ausreichende Heilung geschehen, egal um welche Sehne es sich handelt.

Somit kann die seltenere, oder synergistisch auftretende Epicondylitis medialis humeri, ähnlich betrachtet werden. Da die Flexoren betroffen sind, liegen antagonistische Schmerzmuster vor.

  

Zusätzliche Differentialdiagnostik „Tennisarm“:

 

 

1. Nervenreizung an der Halswirbelsäule (C5-C8)
2. Kompression des Nervus radialis (der motorische Ast und der sensible Ast)
3. Arthritis / Arthrose des radiohumeralen Gelenks
4. Plica radiohumerale
5. Schleimbeutelentzündung
6. Synovitis
7. OCD
8. Einklemmung an der Rückseite des Ellenbogens

 

 
   
   

 

Ellenbogen + Hand/ strukturell-pathogen 1: Überlastung von Muskulatur, Sehnen und Weichteilen

  • Epicondylitis lateralis humeri (Tennisarm)
  • Epicondylitis medialis humeri (Golferarm)
  • Bursitis olecrani 
  • Humeroradiales Impingement, Plica radiohumerale

Bursitis olecrani mit Ellenbogensporn im Röntgenbild

 

Quelle: Wikimedia commons

dortiger Autor: Hellerhoff

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Aufgrund der subcutanen Lage, ist die Bursa olecrani besonders gefährdet durch Infektionen und kleinere Verletzungen. Während die akute, traumatisch bedingte Bursitis olecrani beim jungen Patienten in der Regel harmlos und selbstlimitierend ist, gestaltet sich die eitrige Bursitis rezidiv-trächtig und bringt Komplikationen mit.

Das Ziel der Diagnostik stellt somit die Differenzierung zwischen der akuten und eitrigen Bursitis in den Vordergrund. Als Entstehungsmechanismen können offene oder geschlossene, traumatische Verletzungen des Schleimbeutels vorliegen (z.B. Sturz), Stoffwechselerkrankungen (z.B. Gicht), Rheumatoide Arthritis oder knöcherne Sporne des Ellenbogens, die sog. Olecranonsporne.

Häufiges Aufstützen (z.B. Lesen) kann ebenfalls zu einer chronischen Reizung führen, was die Bezeichnung Bursitis informaticus olecrani („students elbow“) mit sich gebracht hat.

Die superficiale anatomische Lage führt oft zur direkten klinischen Diagnostik, welche durch MSU oder andere Bildgebung abgesichert werden kann.

 

Symptomatik:

  • Zu Beginn wenig schmerzhaft, sondern „reibendes, brennendes“ Gefühl
  • Später starke Schmerzen
  • Überwärmung
  • Starke Schwellung
  • Bewegungseinschränkung des Ellenbogens
  • Unfähigkeit des Abstützens

In Abhängigkeit des Entzündungsgrades (akut, chronisch), kann eine konservative Therapie durchgeführt werden oder muss die operative Inzision erfolgen (eitrige Bursitis).

Vorbeugend sollten prädestinierte Berufsgruppen (z.B. Fliesenleger) unbedingt Knie- und Ellenbogenschoner tragen. Zudem sollten Sportler (z.B. Handballer, Eishockey-Spieler und Ringer) auch kleine Hauteinrisse und Schürfungen am Ellenbogen desinfizieren und verbinden.

Ellenbogen + Hand/ strukturell-pathogen 1: Überlastung von Muskulatur, Sehnen und Weichteilen

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  • Epicondylitis medialis humeri (Golferarm)
  • Bursitis olecrani 
  • Humeroradiales Impingement, Plica radiohumerale

Therapieresistente laterale Epicondylopathien können in intraartikulären Pathologien begründet sein. Besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Plica radiohumerale mit zusammenhängenden chondralen Läsionen am Caput humeri et Caput radii, sowie einer hypertrophen dorsoradialen Synovialzotte. Kommt es bei der Bewegung von Extension und Supination zu einem Einklemmungsphänomen, so spricht man auch vom humeroradialen Impingement. Dieses kann ein Hinweis auf die Einklemmung der Plica radiohumerale sein.

Die operative Therapie führt zu guten Ergebnissen, sollte allerdings bei einer posteroradialen Rotationsinstabilität mit einer lateralen Bandraffung oder -rekonstruktion verbunden werden.

 

(Quelle: H. Stöhr, S. Gunkel, S. Welte M. Geyer Arthroskopie

November 2002, Volume 15, Issue 4, pp 185–189 | Cite as, Mittelfristige Ergebnisse nach arthroskopischer Therapie des humeroradialen Impingements, Springer online)