Ellenbogen + Hand/ strukturell-pathogen 4: Verletzungen von Muskulatur und Sehnen

  • Strecksehnenverletzungen
  • Strecksehnenabriss
  • Knöcherner Strecksehnenabriss
  • Beugesehnenverletzungen

Die Strecksehnen verlaufen auf der Handrückenseite und ähneln in ihrer äußeren Beschaffenheit den Beugesehnen. Am Finger laufen sie in die Streckaponeurose aus, eine bandartige Faserstruktur, welche die Finger „umgreift“. Bis zum Handrücken verlaufen sie in lockerem Gleitgewebe, welches die Beweglichkeit zum umliegenden Gewebe sichert.

 

Da die Streckaponeurose im Fingerbereich unmittelbar am Knochen und den Gelenken verläuft, kann es postfrakturell schnell zu Verwachsungen und Bewegungseinschränkungen der kleinen Fingergelenke kommen. Diese Limitation der Beweglichkeit kann meist auch unter intensiver und extensiver Therapie nicht mehr vollständig beseitigt werden. Die Strecksehnenverletzung am Handrücken ist häufig eine offene Sehnenverletzung, welche als Schnittverletzung durch scharfe Gegenstände entsteht. Die Strecksehnen sind untereinander durch Faserzügel verbunden, sog. „Connexus intertendineus“, was dazu führt, dass bei einer Verletzung der Sehne eines Fingers noch eine gewisse Streckung funktioniert. Im Grundgelenk hängt der Finger bei einer Extension aber sichtbar etwas herunter. Die Kopplung der Strecksehnenanteile untereinander bedingt aber auch, dass eine Verletzung in einem Abschnitt, eine Fehlstellung der benachbarten Gelenke nach sich ziehen kann.

Eine Verletzung einer Strecksehne bedingt jedenfalls eine Beugestellung des Fingers im folgenden Fingergelenk und die vollständige Extension ist nicht ausführbar.

Die operative Versorgung einer Ruptur der Strecksehne kann meist in direkter Naht erfolgen, mit beugeseitiger Ruhigstellung, wobei die physiotherapeutische Bewegungstherapie etwa nach 3-4 Wochen beginnt. Die Strecksehne am Finger ist aponeurotisch dünn ausgebildet, weshalb die Fixierung oft durch einen „Kirschner-Draht“ unterstützt wird.

 

Therapeutisch muss der richtige Startzeitpunkt und eine adäquate Dosis gewählt werden, weil zu frühe Belastung eine Re-Ruptur auslösen kann und mangelnde Bewegung zu Verwachsungen mit Bewegungseinschränkungen führt.

 

Ab dem Grundgelenk des Fingers verlieren die Strecksehnen ihren „Sehnencharakter“ und laufen bandförmig und flächig zur Mittel- und Endphalanx weiter. Rupturen am Ansatz der Endphalanx können schon ohne wesentliches Trauma erfolgen und bedürfen oft nur einer Alltagsanforderung (z.B. „Bettenmachen“) in Form eines Microtraumas. Wie wir es bereits bei zahlreichen anderen Sehnenverletzungen kenngelernt haben, ist hierfür eine vorherige Degeneration der Sehne anzunehmen. Je größer der rupturierte Anteil, desto ausgeprägter ist die resultierende Beugestellung des Endgelenkes und umso geringer ist die extensorische Kapazität.

Bei einer traumatischen oder „makrotraumatischen“ Ruptur, kann ein Abriss aus der Basis der distalen Phalanx mit einem Knochenfragment erfolgen. Diese führt zu einem sofortigen herunterhängendem Endglied.

Diagnostisch kann die Differenzierung im Röntgen schnell nachgewiesen werden, da das ossäre Fragment sich bildgebend zeigt. Im MSU kann es auch entsprechend zur Darstellung kommen.

Der normale „Strecksehnenriss“ wird oft konservativ mit einer sog. „Stack´ schen Schiene über mindestens 8 Wochen versorgt, da operative Refixationen mittels Drähten oft zu unbefriedigenden Ergebnissen führen.

Bei ossären Beteiligungen kann es notwendig werden, operativ zu intervenieren, wenn das Endgelenk nicht gestreckt werden kann, das Endglied subluxiert ist oder ein großes, klaffendes Fragment vorliegt.

Eine langfristige Schienenversorgung bedarf eines konsequenten Abtrainierens, sowie einer ausgeprägten Hautpflege. 

Knöcherner Strecksehnenausriss

 

Ellenbogen + Hand/ strukturell-pathogen 4: Verletzungen von Muskulatur und Sehnen

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Jeder Finger (2-5) verfügt über zwei Beugesehnen, von denen jeweils eine zur proximalen Phalanx und eine zur distalen Phalanx verläuft. Der Daumen (1) besitzt nur eine zur distalen Phalanx führende Beugesehne. Die Beugesehnen gleiten in Sehnenscheiden, von wo aus auch die Blutversorgung/ Ernährung der Sehne erfolgt. Im Fingerbereich werden die Sehnen, samt Sehnenscheiden von Ringbändern am Knochen geführt. Die Verletzungsgefahr ist hier bei Schnittverletzungen besonders groß, da die Sehnen nicht im Gewebe ausweichen können.

 

Fast alle Beugesehnenverletzungen resultieren aus Schnittverletzungen mit scharfen Gegenständen. Nur sehr selten liegt ein geschlossener Riss einer Beugesehne vor. Letzteres kann bei rheumatischen (entzündlichen) Erkrankungen geschehen, sowie bei einer eingebrachten Osteosyntheseplatte (iatrogen).

 

Symptomatik:

  •  Das End- und Mittelgelenk kann nicht aktiv gebeugt werden, wenn beide Beugesehnen vollständig durchtrennt sind
  • Das Grundgelenk kann durch die kleinen Handmuskeln weiter gebeugt werden
  • Bei einer partiellen Ruptur eines Fingers ist die Beweglichkeit zu Beginn nur gering beeinträchtigt. Hier kann es verzögert zu einem plötzlichen zweiten Riss kommen („zweizeitige Verletzung“) aus dem dann eine fehlende Beugefähigkeit resultiert

 

Eine Beugesehnenverletzung ist ein medizinischer Notfall!

 

Eine zeitnahe Refixation (Sehnennaht) ist für die Langzeitprognose am günstigsten.

Erfolgt diese erst verzögert und ist es bereits zu Vernarbungen der Sehnenstümpfe gekommen, so kann eine Transplantation notwendig werden.

In der Therapie muss auch hier die richtige Dosis für den Erhalt der Beweglichkeit, ohne Gefährdung der Wundheilung gefunden werden. Die Heilungsdauer ist mit etwa 12 Wochen anzusetzen. Manchmal resultiert trotz sorgsamer Therapie eine Beugekontraktur der mittleren Fingerphalanx. Nach einem halben Jahr muss deswegen in einigen Fällen eine operative Sehnen- und Gelenklösung erfolgen.