MSU-Abschnitt 2 „Knie, distaler Oberschenkel, prox. Wade“ (K)

 

Alle Ausführungen sind Vorschläge für eine optimale Untersuchung der beschriebenen Strukturen. In der Klinik kann es erforderlich sein, die Strukturen in abweichenden Ausgangsstellungen zu untersuchen.

Die erste Fragestellung im SFT-Konzept, ist meist die, nach intraartikulären Ergüssen.

Mit der Sonografie hat man in der Kniediagnostik eine effiziente Methode zur Beurteilung der periartikulären Weichteilstrukturen, sowie um Fragestellungen nach freien Gelenkkörpern und Gelenkergüssen zu beantworten. Superfiziale Ligamente sind darstellbar und mit dynamischen Stresstests gut auf ihre Funktionalität zu überprüfen. Die Menisken sind nur teilweise beurteilbar, Ganglien und randständige Affektionen können aber sichtbar werden. Teile des Gelenkknorpels, knöcherne Verletzungen und arthrotische Prozesse werden inkomplette Bilder liefern, aber durchaus wertvolle Hinweise auf den Zustand des Kontinuums abgeben. Das hintere Kreuzband ist teilweise darstellbar, das vordere Kreuzband kann nur unzureichend beurteilt werden.

Wird kein Gelenkerguss nachgewiesen und ergibt sich in den klinischen Tests auch kein Hinweis darauf, kann man den „Sonografie-Fokus“ auf eine Stärke dieser Methode, die periartikulären Weichteilstrukturen, stellen.

Findet man dort ebenfalls keine Hinweise, sollte gelenkübergreifend, neurologisch und über pathobiologische Mechanismen (Schmerzmechanismen) nachgedacht werden.

 

Schnittebene 2.1. „Recessus suprapatellaris“ (K/ RSP)

1 Femur

2 Präfemorales Fettgewebe

3 Recessus suprapatellaris

4 Suprapatellaris Fettgewebe

5 M. subcrureus

6 Quadrizepssehne

7 Patella

 

Darstellung longitudinal

 

Beurteilung: Flüssigkeit im Recessus suprapatellaris. Durch die Verbindung zur Gelenkhöhle ist dieser Ort sehr gut verwendbar um Ergüsse zu erkennen.

longitudinal

Ausführung: Der Patient sitzt oder liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Das Bein ist gestreckt und kann mit einer kleinen Rolle unterlagert werden. Da bei einer Kapselschwellung sowohl die Flexion, als auch die Extension eingeschränkt ist, wird diese Unterlagerung oft benötigt. Sie sollte allerdings so gering wie möglich sein, da bei der Beurteilung eine aktive Anspannung des M. Quadrizeps femoris erfolgt. Es ist dabei ungünstig, wenn das Knie in verstärkter Flexion verbleibt. Die Sonde wird suprapatellar platziert, etwas mehr lateral. An dieser Lokalisation kann bei aktiver Anspannung des M. Quadrizeps femoris, das Einströmen von Flüssigkeit in den Recessus suprapatellaris beobachtet werden. Bei Schwellungszuständen, die in der Blickdiagnostik deutlich erkennbar sind, kann der Recessus auch ohne Anspannung prall gefüllt sein. Der M. subcrureus fungiert als Kapselspanner und verhindert ansonsten physiologisch das Einklemmen der Kapsel zwischen Femur und Patella. Da die extraartikulären Weichteilgewebe am Kniegelenk klinisch und bildgebend öfter übersehen werden, benennt SFT sie als FEW (Funktionelles Extraartikuläres Weichteilgewebe).

Der Recessus suprapatellaris ist eine Ausstülpung der Gelenkkapsel und lagebedingt und funktionell dem Femoropatellargelenk zuzuordnen. Funktionell spielt er für das FEW ebenfalls eine Rolle, dem cranial der Patella, das umliegende Fett- und Muskelgewebe zugeordnet werden. Einschränkungen in der Extensionsbewegung des Kniegelenkes, kann z.B. ventrale Zug- und Druckkräfte verändern, mit der Folge von pathologischen Erscheinungen im FEW (z.B. Bursitiden, Tendinopathien). SFT zählt die Quadrizeps-/ Patellarsehne bis zum Ansatz an die Tuberositas Tibia und die benachbarten extraartikulären Weichteilstrukturen ebenfalls zum FEW. Beim Hoffa´schen Fettkörper handelt es sich um intrakapsuläres Gewebe.