Tests/ Übersicht:

(orientierende Quellen: "Klinische Tests an Knochen, Gelenken und Muskeln", Klaus und Johannes Buckup/ Thieme Verlag/ „Der geübte Griff“, Ärztekammer Hamburg) -modifiziert-

 

1. Höhenlokalisation  

 

HWS-Rotation (3 AGST)

1.1. AKH- Neutralstellung: mittlere HWS

1.2. Kopf in maximaler Extension: untere/mittlere HWS (Kopfgelenke blockiert)

1.3. Kopf in maximaler Flexion: obere HWS (Segment unterhalb C2 blockiert)

 

2. "De-Klyn-Test" (Arteria vertebralis- "Sicherheitstest")

Patient in RL- dann Überhang des Kopfes in Rotation (Re./Li.) und Extension 30 Sekunden halten und zählen (Z.B. rückwärts)

 

3. Differenzierung ossär versus "ligamentär/ossär- muskulär"

 

3.1. Soto-Hall-Test:

Patient in RL/ a) Kopf aktiv heben b) Passiv heben bei Druck auf Sternum

 

3.2. O´ Donoghues- Test:

Patient sitzt: a) passive Lateroflex b) gegen den Widerstand Lateroflex

 

4. Beurteilung raumfordernder Prozesse: Valsalva-Test (Daumen/Pusten)

 

5. Nervenwurzel/Facettgelenks-Test:

 

5.1. Spurling-Test

 

Patient sitzt, Lateroflex mit Rotation (zuerst nicht betroffene Seite), „Hand auf Hand –Klopfen“ des PT/ dann ggf. mit Extension zur Reizverstärkung

 

5.2. Elvey-Test ("Nervendehntests") Provokation der Nervenwurzeln (Versorgung OE)

 

6. Differenzierung radikulär versus muskuloskelettal (Distraktion):

Distraktionstest der HWS: Patient sitzt/ Beurteilung der Abnahme radikulärer Schmerzen bei Gewichtsabnahme des Kopfes während passiver geführter Rotation

7. TOS- Tests (Thoracic outlet Syndrom) -siehe auch Schulter-

 

7.1. Kostoklavikulärer Test (Geisel-Handgriff):

 

Patient sitzt mit herabhängenden Armen/ PT tastet beidseits Radialispulse/ jetzt Abduktion mit AR und Retraktion/ weiter Pulse tasten und auf Veränderung beurteilen/ evtl. auch Ischämie, Parästhesien

 

7.2. Hyperabduktionstest:

 

PT macht Abduktion über 90° bei Retraktion der Schulter/ 2 Minuten „Faust auf und zu“/ Beurteilung Schmerzen, Parästhesien, Ischämie

 

8. Differenzierung Radikulär (BSV)/ Facettgelenke:

 

8.1. Flexionskompressionstest: Im Sitzen Flexion der HWS bei Kompression

 

8.2. Extensionskompressionstest: Im Sitzen Extension (30°) der HWS bei Kompression 

 

9. Differenzierung zwischen Rückenmark- und peripherer Nervenreizung

Lhermitte-Zeichen (Rückenmark-peripher-cervikale Spinalkanalstenose)

Patient im Langsitz- PT hebt Bein im Hüftgelenk bei gleichzeitiger Flexion der HWS

 

Detaillierte Erläuterung der Tests aus der Übersicht 

1. Höhenlokalisation  

 

HWS-Rotation (3 AGST)

1.1. Aufrechte Körperhaltung, "Neutralstellung": mittlere HWS

1.2. Kopf in maximaler Extension: untere/mittlere HWS (Kopfgelenke blockiert)

1.3. Kopf in maximaler Flexion: obere HWS (Segment unterhalb C2 blockiert)

 

Beim HWS-Rotationsscreening wird die Beweglichkeit der HWS in ihren verschiedenen Abschnitten (Oben/Mitte/Unten) überprüft. Die Beweglichkeit der "HWS" setzt sich aus den Bewegungen der "Kopfgelenke" (C0-C2) und der darunter liegenden, "eigentlichen" Halswirbelsäule C2-C7 (C8) zusammen. Die Gesamtbeweglichkeit setzt sich aus Elementen wie Facettgelenken, Bandscheiben und weiterem muskuloskelettalem System (Bandapparat, Gelenkkapseln etc.) zusammen. Frauen sind in der HWS etwas beweglicher als Männer (bis auf Flexion). Im Laufe des Lebens nimmt die Beweglichkeit der HWS ab, der graduelle Anteil der der Rotation C1/C2 steigt hingegen. Im entspannten Zustand (Liegen) ist eine größere Beweglichkeit der HWS vorhanden, als unter dem Einfluss der Schwerkraft. Dies erklärt mit, dass viele HWS-Patienten ein nächtliches "Verlegen" als Auslöser vorhandener Beschwerden empfinden.

Eine Rotationsbewegung kann zur Kompression der Arteria vertebralis führen und somit zu vegetativen Symptomen oder Reaktionen, wie Schwindel, Übelkeit und Sehstörungen führen. Dieses sollte somit vor manipulativen oder auch anderen manuellen Maßnahmen überprüft werden. Der Grad der Provokation sollte allerdings überdacht sein und keinen Reizauslöser darstellen.

Die Überprüfung zeigt weiter unten der "De-Klyn-Test (Punkt 2).

 

Ausführung: Der Proband sitzt auf dem Therapiehocker in aufrechter Position. Der Untersucher steht hinter dem Probanden und umfasst flächig von außen beide Kopfseiten, so dass eine stabile Führung entsteht. Die Rotation wird kann so in verschiedenen Extensions- und Flexionsstellungen fazilitiert werden.

Das Bewegungsausmaß wird im Seitenvergleich beurteilt. Das Endgefühl gibt Informationen über vorliegende Funktionsstörungen. Während ein federndes oder federelastisches Endgefühl der Norm entspricht, deutet ein hartes Endgefühl auf eine Störung hin. Schmerzhaftes Bewegungsende ist mit einer segmentalen Dysfunktion vergesellschaftet (Blockierung, Arthrose, Entzündung) und harte Stopps weisen auf degenerative Dysfunktionen hin. Weiche Endgefühle können bei muskulären Verkürzungen vorliegen.

Während in neutraler Position (Flexion/ Extension) die mittlere HWS beurteilt wird, erfolgt dieses für die obere HWS/ Kopfgelenke in Flexion (Beugung des Kopfes) und für die untere HWS in Extension (Rückneigung des Kopfes).

2. "De-Klyn-Test" (Arteria vertebralis-"Sicherheitstest")

Bei dem "De-Klyn-Test" sollen Informationen über das Vorliegen einer Kompression oder Stenose der Aa. vertebralis, basilaris und carotis gewonnen werden.

Da Tests mit der Provokation eines Gefäßes ernsthafte Konsequenzen haben können, wird der Sinn oder Unsinn dieses Test kontrovers diskutiert. 

Sollten im Vorfeld einer Untersuchung Symptome oder Hinweise für das etwaige Vorliegen einer Störung der Gefäßdurchgängigkeit vorhanden sein, ist der Test sicher zu unterlassen und ein ärztlicher Spezialist hinzuzuziehen.

In den anderen Fällen sollte der Test umsichtig, vorsichtig und nacheinander abfolgend ausgeführt werden.

Der Test kann im Sitzen oder Liegen (hier dargestellt) ausgeführt werden.

Der Proband liegt auf der Therapieliege. Der hinter dem Probanden sitzende Untersucher führt den Kopf zunächst probeweise in eine Rotation (rechts und links), anschließend in eine Extension. Kommt es in beiden Fällen zu keiner Symptomausprägung, so erfolgt die nachfolgende Testausführung in kombinierter Extensions- , sowie Rotationsstellung. In eben dieser Ausgangsstellung verharrt der Proband für etwa 30 Sekunden und bekommt den Auftrag von 60 in "Zweierschritten" rückwärts zu zählen (Beispiel). Dabei schaut der Untersucher in die Augen des Probanden und registriert Veränderungen (z.B. Nystagmus) oder Aussetzen des Zählverhaltens, Schwindel, als Zeichen einer ipsilateralen Gefäßkompression.

 

3. Differenzierung ossär versus "ligamentär/ossär- muskulär"

 

3.1. Soto-Hall-Test:

Patient in RL/ a) Kopf aktiv heben b) Passiv heben bei Druck auf Sternum

Der Proband liegt in Rückenlage auf der Therapieliege. Er bekommt den Auftrag, mit dem Rücken liegen zu bleiben und den Kopf mit dem Kinn zum Brustbein zu bewegen und dabei anzuheben (Test 1).

Im nächsten Schritt umgreift der Untersucher einhändig den Hinterkopf, während die andere Hand die Wirbelsäule über das Sternum zum Boden drückt (Test 2).

Kommt es in Phase 1 zu Nackenschmerzen, dominieren verkürzte Nackenmuskeln das Schmerzgeschehen.

In Phase 2 auftretende Nackenschmerzen beruhen in erster Linie aus ossär-ligamentärer Genese.

3.2. O´ Donoghues- Test:

Patient sitzt: a) passive Lateroflex b) Lateroflex gegen den Widerstand 

Der Proband sitzt auf einem Therapiehocker und der Untersucher steht hinter ihm. Beide untersucher-Hände umfassen den Kopf von außen großflächig, so dass eine stabile Führung gegeben ist. Zunächst fazilitieren die Hände den Kopf des Probanden, um diesen passiv/aktiv assistiv in eine saubere Lateralflexion zu leiten.

Im Anschluss übt der Proband einen Widerstand gegen die Lateralflexion aus.

Schmerzen bei einer passiven/aktiv assistiven Bewegung beruhen eher auf arthrogen-degenerativen Erkrankungen und Beschwerden bei der isometrischen/konzentrischen/exzentrischen Anspannung auf muskulären Dysfunktionen.

Man kann auf diese Weise konvergente (Annäherung) oder divergente (Entfernung) Störungen von einander differenzieren. Ziehende, fortgeleitete Schmerzen sprechen für Störungen im faszial-muskulärem System und lokale, punktuelle Schmerzen zeigen arthrogen/ossär-fasziale Störungen an.

4. Beurteilung raumfordernder Prozesse:

Valsalva-Test:

Der Proband sitzt auf dem Therapiehocker und hat seinen Daumen fest mit den Lippen umschlossen im Mund stecken. Nun baut er einen "pressorischen Druck" gegen den Daumen auf, so als wolle er ihn aus dem Mund pressen. Dieser Widerstand ohne Weggewinn (vgl. Isometrie) führt zu einer Erhöhung des intraspinalen Druckes. Raumfordernde Prozesse, wie Bandscheibenaffektionen, Tumoren, osteophytäre Verengungen oder Weichteilschwellungen werden offenbar.

Beim Test sollte bedacht werden, dass er Auswirkungen auf das Bewusstsein haben kann.

5. Nervenwurzel/Facettgelenks-Test:

 

5.1.Spurling-Test

Der Proband sitzt auf dem Therapiehocker und der Untersucher steht hinter ihm. Der Test wird beidseits ausgeführt, zunächst dabei zur symptomschwächeren (oder asymptomatischen) Seite.

Der Untersucher fazilitiert den Kopf des Probanden zunächst in eine Rotation, dann Lateroflexion und schließlich auch Extension. Er appliziert in der jeweiligen Endposition (am Ende kombinierten Endposition) einen stauchenden Impuls mit einer Faust auf seine andere, flach aufliegende Hand aus.

In Extension kommt es zu einer Verengung der Foramina intervertebralis um 20-30%. Liegt eine Pathologie im Sinne einer Zervikalstenose (Osteophyten, BSV, Facettgelenkarthrose) vor, so sind die Foramina bereits abnorm verkleinert.  Je nach pathologischem Muster kann es beim Test zu lokaler Schmerzangabe, oder auch zur Schmerzausstrahlung kommen. Nervenwurzelreizungen führen zu dermatombezogenen Symptomen.

Myalgische Ursachen können zu kontralateralen Beschwerden führen, da das faszio-muskuläre System gedehnt wird (Reverse-Spurling-Sign).

5.2. Elvey-Test ("Nervendehntests") Provokation der Nervenwurzeln (Versorgung OE)

Der Proband liegt auf der Therapieliege und der Untersucher steht führt vier verschiedene Test aus. Die Positionsveränderungen von Schulter, Ellenbogen und Hand führen zur Dehnung verschiedener Nervenverläufe und so zur Provokation der die obere Extremität versorgenden Nervenwurzeln.

Eine Hand des Untersuchers fixiert das Schultergelenk, etwa von proximal ventral, oder kranial. Die zweite Hand des Untersuchers führt den Arm in die die gewünschte Provokation hervorrufende Position.

Bei diesen Tests der oberen Extremität spricht man auch von einer Äquivalenz zum Lasègue-Test der unteren Extremität.

 

Test 1: Die Schulter wird in etwa 110° Abduktion geführt, der Ellenbogen extendiert, der Unterarm dabei supiniert und Daumen, Finger, sowie Handgelenk gestreckt.

Provokation: Nervus medianus, Nervus interosseus anterior, Wurzel C5-C7

 

Test 2: Die Schulter wird 10° abduziert, der Ellenbogen extendiert, der Unterarm supiniert und Daumen, Finger, sowie Handgelenk gestreckt. (Unterschied zu Test 1 ist der Abduktionsgrad!)

Provokation: Nervus medianus, Nervus musculocutaneus, Nervus axillaris

 

Test 3: Die Schulter wird 10° abduziert, der Ellenbogen extendiert, der Unterarm proniert, das Handgelenk nun flektiert, ulnarabduziert, sowie die Finger ebenfalls gebeugt. Die Schulter ist nun nach innen rotiert.

Provokation: Nervus radialis

 

Test 4: Die Schulter wird von 10° bis 90° folgend abduziert und die Hand dabei zum Ohr geführt. Der Ellenbogen ist dabei maximal flektiert und der Unterarm supiniert. Das Handgelenk ist nun gestreckt und radial abduziert, sowie die Finger und Daumen gestreckt. Die Schulter ist jetzt nach außen rotiert.

Provokation: Nervus ulnaris, Wurzel C8-Th1

 

Über eine Lateralflexion der HWS (Kopfseitneigung) kann die Dehnung der Nerven verstärkt (ipsilateral konvex) oder abgeschwächt (ipsilateral konkav) werden. Auf diese Weise kann eine Differenzierung radikulär bedingter Schmerzen vorgenommen werden.

 

Die Bilder zeigen die Teststellung der Arme ohne eine weitere Provokation über die Lateralflexion der HWS.

6. Differenzierung radikulär versus "muskuloskelettal" (Distraktion)

Der Proband sitzt auf einem Therapiehocker und der Untersucher steht dabei hinter ihm. Dieser umgreift flächig von außen (Variante 1) oder an Hinterhaupt und Kinn (Variante 2) den Kopf des Probanden.

Dieser Griff erlaubt eine Distraktion (Traktion, Zug) der HWS in craniale Richtung.

Der axiale Zug führt zu einer Entlastung der HWS, insbesondere der Bandscheiben und der austretenden Nervenwurzeln (je nach Kompressionsmuster), aber auch zu einer Entlastung arthrogener Strukturen.

Reduzieren sich radikuläre Symptome, so ist dieser Test ein Hinweis auf die Genese und gleichermaßen ein therapeutischer Ansatz. Unter gehaltener Traktion kann in diesem Fall auch eine Mobilisation in Richtung Flexion zur weiteren Entlastung durchgeführt werden.

7. TOS- Tests (Thoracic outlet Syndrom) -siehe auch Schulter-

 

7.1. Kostoklavikulärer Test (Geisel-Handgriff):

(A/Bei diesem Test wird eine Aussage über das etwaige Vorliegen einer Kompression des Gefäß-, Nervenbündels im costoclaviculären Bereich erzielt.

Der Proband sitzt auf der Therapieliege und der Untersucher befindet sich hinter ihm. Während der Proband seine Arm in leichter Außenrotation der Schultern herabhängenlässt und dabei im Unterarm supiniert, ertastet der Untersucher bilateral den Radialispuls des Probanden. Er richtet seinen Fokus dabei auf die Frequenz, sowie die Amplitude des Ausschlages.

Nun führt der Proband die Arme des Probanden zunehmend in Abduktion und Außenrotation ("Geisel"), der Ellenbogen ist dabei in Flexion. Die Hände des Untersuchers beurteilen dabei fortlaufend den Radialispuls im Seitenvergleich.

Eine Pulsabschwächung oder Ausbleiben des Radialispulses, sowie ischämische Zeichen oder Parästhesien sind Hinweise für eine Kompression des Plexus brachialis und der Gefäße (A./V. axillaris) im costoclavikulären Bereich.

7.2. Hyperabduktionstest:

Der Proband sitzt auf einem Therapiehocker oder steht im Raum. Nun abduziert er beide Arme gleichzeitig bis etwas über 90° hinaus. Er führt dabei die Schultern leicht zurück (Scapularetraktion).

In dieser Ausgangsstellung öffnet und schließt er nun die Hände zwei Minuten lang (Faust auf und zu).

Schmerzen von der Schulter in den Arm ausstrahlend, ischämische Hautveränderungen und Parästhesien sind Wegweiser für eine Kompression des Plexus brachialis, sowie der Arteria subclavia im seitlichen Halsbereich. In erster Linie wird es dabei durch Veränderungen der Scalenusmuskulatur hervorgerufen (z.B. Fibrose, Hypertrophie). Durch die Scalenuslücke (Scalenus anterior/ Scalenus medius/ 1.Rippe) treten Plexus brachialis und Arteria subclavia zur Achselhöhle durch.

8. Differenzierung Radikulär (BSV)/ Facettgelenke:

 

8.1. Flexionskompressionstest: Im Sitzen Flexion der HWS bei Kompression

8.2. Extensionskompressionstest: Im Sitzen Extension (30°) der HWS bei Kompression

Der Patient sitzt auf dem Therapiehocker und der Untersucher steht hinter ihm. Der Untersucher legt beide Hände auf den Kopf und übt eine Kompression in axialer Richtung aus. Während der Ausübung einer Kompression führt er den Kopf langsam in die Flexion (Flexionskompressionstest). Hiermit kann eine Aussage über die Integrität der Bandscheiben getroffen werden. Bei einem posterolateralen BSV würde dieser durch die Flexion nach dorsal verlagert werden und die Nervenwurzel so zunehmend provoziert.

Im Gegensatz einer Zunahme von radikulären Symptomen, kann es beim Vorliegen einer Facettgelenksstörung zu einer Beschwerdeabnahme in Flexion kommen.  

 

Der Extensionskompressionstest beinhaltet das identische Vorgehen mit einer Rückwärtsneigung/ Extension um 30°. Bei einem posterolateralen BSV mit intaktem Anulus fibrosus verlagert sich die Bandscheibe nach ventral, was zu einer Symptomabschwächung führen kann.

Verstärken sich die Schmerzen, ohne radikuläre Symptomatik, so können degenerative Prozesse für eine arthrogene Störung verantwortlich sein oder eine Gelenkfunktionsstörung vorliegen.

 

Da Bandscheibengeschehnisse diverse Erscheinungen zeigen, können die Tests eine hohe Sensitivität zeigen, aber die spezifische Zuordnung unklar bleiben. Es müssen ggfs. verschiedene Tests zum Einsatz kommen und es sollte eine ausführliche Anamnese und  Befundung durchgeführt werden.

9. Differenzierung zwischen Rückenmark- und peripherer Nervenreizung

Lhermitte-Zeichen

Das Lhermitte-Zeichen hilft bei der Differenzierung von Rückenmark- und peripheren Nervenwurzelreizläsionen.

Der Proband sitzt im Langsitz auf der Therapieliege. Der Untersucher greift mit der distalen Hand unter im Achillessehnenbereich unter das Bein des Probanden. Die andere Hand des Untersuchers liegt auf dem Kopf des Probanden. Während er mit der distalen Hand eine Flexion im Hüftgelenk (bei gleichzeitiger Knieextension) hervorruft, führt er mit der proximalen Hand den Kopf in Flexion (HWS).

Ein Schmerzauftreten kann in der oberen oder unteren Extremität auftreten und für eine durale oder meningeale Reizung des Rückenmarks sprechen. Eine aktive Kopfneigung wird auch als Soto-Hall-Test bezeichnet. Die maximale Flexion sorgt für eine Spannungsverstärkung des Rückenmarks.

Ein positives Lhermitte-Zeichen kann ggfs. auch bei einer cervikale Spinalkanalstenose ausgelöst werden. Die Inklination des Kopfes kann zu einem elektrisierenden Impuls in Arm oder Rumpf führen.

Die cervikale Spinalkanalstenose kann infolge eines Bandscheibenschadens mit einer Spondylarthrose, also knöcherner Reaktion entstehen. Abnorme Empfindungen im Handbereich, sowie Störungen der Feinmotorik können wegweisend sein. Differentialdiagnostisch ist an eine Armplexusläsion, ein cervikales Wurzelreizsyndrom, sowie AML (amyotrophe Lateralsklerose), MS (Multiple Sklerose) oder interspinale Tumoren zu denken.